„SAP hat (dem Angebot von Microsoft) zugehört, um zu erkennen, ob dies einen Mehrwert für unsere Kunden bringen würde. Von ausschlaggebender Bedeutung ist, dass es Mehrwert sowohl für die Bestandskundenbasis als auch für Neukunden gibt“, so Kagermann.
Ein Vertrag, den SAP später mit Microsoft abschloss und bei dem es um die Kooperation bei Web-Services und anderen Integrationstechnologien geht, schien schließlich zumindest einige der Vorteile der gescheiterten Fusion doch noch zu ermöglichen – jedoch ohne finanzielle und regulatorische Schwierigkeiten.
Für Microsoft waren die Übernahmeverhandlungen mit SAP durch den seit langem bestehenden Wunsch des Unternehmens nach Starthilfe für sein eigenes Enterprise-Applications-Geschäft motiviert, um so die Abschwächung seiner traditionellen Stärken in den Bereichen Betriebssysteme und Desktop-Software auszugleichen. Microsoft ist erst kürzlich in den Enterprise-Resource-Markt eingetreten und hat sich bisher auf den Verkauf an kleinere Unternehmen konzentriert.
Dokumente, die als Beweismittel im Oracle-Prozess zugelassen wurden, zeigen auch, dass Microsoft einen Vertragsabschluss mit SAP als Möglichkeit betrachtet hatte, weiteren Vorstößen in sein Datenbankgeschäft vorzubeugen, sollte Oracle tatsächlich PeopleSoft übernehmen. Das Dokument machte außerdem deutlich, dass Microsoft danach strebte, SAP zu übernehmen, bevor Konkurrent IBM ein eigenes Gebot abgeben konnte.
Microsoft hat zwar seine eigenen Schwierigkeiten mit einer reifer werdenden Produktreihe und nachlassendem Wachstum, jedoch steht das Unternehmen noch lange nicht mit dem Rücken zu Wand. Mit einem Vermögen von mehr als 56 Mrd. US-Dollar und der Marktführerschaft bei Desktop-Betriebssystemen und -Anwendungen kann Microsoft es sich leisten, sich mit seinem Eintritt in den ERP-Markt Zeit zu lassen, so es diesen denn tatsächlich vorhat. Die Hersteller von ERP-Software sehen sich da ganz anderen Schwierigkeiten gegenüber. „Sie benötigen unbedingt neue Jagdgründe“, so Shepherd.
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