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Verdauungsprobleme im Enterprise-Bereich

Dies führt zu einem noch besorgniserregenderen langfristigen Trend, der alle Hersteller von High-End-Software betrifft: die wachsende Abhängigkeit von Wartungsgebühren, die Bestandskunden berechnet werden, um die ausbleibenden Verkäufe von Neulizenzen auszugleichen. In die gleiche Richtung gehen die umfangreichen Preisnachlässe der Hersteller von ERP-Software in den letzten Jahren, als der Wettbewerb um beschränkte Verkaufsmöglichkeiten härter wurde. Stattdessen zählten diese Unternehmen darauf, den Großteil ihres Geldes aus Wartungsgebühren zu ziehen.

In einer Umfrage, die Forrester Research kürzlich unter 25 IT-Managern in Unternehmen mit mindestens einer Milliarde Dollar Jahresumsatz durchführte, ging fast die Hälfte davon aus, dass die Preisnachlässe auch in diesem Jahr und in der nahen Zukunft andauern würden. Preisnachlässe sind seit langem zu einem festen Bestandteil des Enterprise-Software-Geschäfts geworden, in dem Listenpreise nur auf dem Papier existieren. Während der Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung in den Jahren 2001 und 2002 senkten so gut wie alle Hersteller von Enterprise-Software ihre Preise. Branchenberichte zeigen jedoch, dass auch trotz der steigenden IT-Ausgaben im Jahr 2003 die Preisnachlässe beibehalten wurden.

Ein Grund dafür ist der gestiegene Wettbewerb um einen kleineren Markt. Außerdem sei, so Oracle CEO Larry Ellison, ein Teil des Preisdrucks auf die Spekulationen über Microsofts Eintritt in den Enterprise-Applications-Markt zurückzuführen. „Sobald Microsoft in den Markt eintritt, werden die Preise in die Knie gehen“, sagte er während eines Kreuzverhörs im Rahmen des Kartellrechtsprozesses um das Gebot seines Unternehmens für Peoplesoft.

Für Käufer und Analysten gleichermaßen war der Umfang der Preisnachlässe am überraschendsten. Manche glaubten, dass die beschnittenen Preise wachsende Verzweiflung signalisierten und die Bereitschaft der Unternehmen, die Lizenzverkäufe für wiederkehrende Wartungs- und Servicegebühren zu opfern. „Während der letzten beiden Jahre haben die Verkäufer absolute Schnäppchen anbeboten“, so Beers von Corning. „Man sah Preisnachlässe von bis zu 70 Prozent bei Peoplesoft und Oracle.“

Bei Aussagen während des letzte Woche zu Ende gegangenen Oracle-Kartellrechtsprozesses gaben Zeugen an, dass beide Unternehmen tatsächlich gewillt waren, die Softwarelizenz-Gebühren um 70 bis 80 Prozent – und manchmal auch noch weiter – herabzusetzen, um einen großen Vertragsabschluss zu gewinnen.

Der Anteil der Wartungsgebühren an den Gesamteinnahmen von SAP ist seit 2000 jedes Jahr gestiegen und hat vor kurzem das Umsatzwachstum aus neuen Software-Lizenzen deutlich überholt. 2002 überstiegen SAPs Einnahmen aus Wartungsgebühren, bei 33 Prozent vom Gesamtumsatz, den Umsatz aus Neulizenzen um mehr als 100 Millionen Dollar.

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ZDNet.de Redaktion

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