CNET/ZDNet: Es sieht danach aus, dass Software bis zur Marktreife immer mehr Zeit benötigt. Auch auf das SP2 trifft das zu. Projekte wie Yukon und Whidbey haben ebenfalls länger gedauert als erwartet. Wurde die Entwicklung von Software einfach komplizierter?
Gates: Unsere Zeitplanung bei diesem Projekt war besser als beim OS 360 (das von IBM entwickelte Mainframe-Betriebssystem). Software wurde also nicht komplizierter. Software mit diesem Umfang und der geforderten Kompatibilität war schon immer kompliziert. So läuft unser Geschäft schon seit jeher.
Der Dialog mit unseren Kunden, ISVs und OEMs läuft immer auf eine von zwei Arten. Beim einen haben wir ein festgelegtes Veröffentlichungsdatum. Dinge die wir bis dahin realisieren können, sind dann Bestandteil des Produkts. Bei MSN beispielsweise richten sich die meisten Releases nach dem Datum. Aufgrund der Beschaffenheit des Marktes bringt MSN regelmäßig neue Versionen. Zudem gibt es nicht die Herausforderungen bei der Kompatibilität.
Bei Betriebssystemen andererseits wollen die Kunden neue Versionen im Rhythmus von zwei bis drei Jahren. In Bezug auf die Ausnutzung der Hardware, auf Medien-Technologien, Sicherheit und die Erwartungen bei Wireless-Anwendungen muss man dieses Releases dann einfach bringen. Das bedeutet eine solche Menge an Entwicklung, Testing und andere Dinge, dass man keinesfalls zwei große Betriebssystem-Veröffentlichungen in weniger als zwei Jahren möchte.
CNET/ZDNet: Wenn man in der Vergangenheit über Longhorn gesprochen hat, wurde es stets als eine große Herausforderung dargestellt. Ist es das nach den Änderungen immer noch? Lässt sich Microsoft als Unternehmen noch auf solch Herausforderungen ein?
Gates: Longhorn ist eine riesige Herausforderungen, und mit Longhorn kommt die zunehmende Nutzung von .Net Manged Code. Das passiert jedoch nicht übernacht. Wir haben damit vor Longhorn begonnen und wir machen auch nach Longhorn damit weiter. Ich glaube jedoch, dass Longhorn bei der Akzeptanz von Managed Code ein Meilenstein sein wird.
Was wir tun ist ziemlich einzigartig. Das, worüber die Leute beim Thema Suche normalerweise sprechen, werden wir 2006 in Longhorn haben. Aber der große Durchbruch, bei dem alle Dinge zusammenkommen, wird zunächst außerhalb des Produktzyklus veröffentlicht und dann ins nächste Betriebssystem eingebaut.
CNET/ZDNet: Wie stets mit der Moral bei Microsoft? Welche Folgen werden die jetzt bekannt gegebenen Änderungen darauf haben? Sind Microsoft und seine Mitarbeiter jetzt an einem Punkt angelangt, an dem sie aufgerüttelt und neu motiviert werden müssen?
Gates: Nein, das würde ich nicht sagen. Die Mitarbeiter schätzen es, wenn man ihnen den Plan offen darlegt. Beim Win-FS-Team, das von den neuen Features als erstes betroffen ist und diese veröffentlichen muss, wollte ich auf diese Weise sicherstellen, dass es den Grund für die Veränderungen versteht. Es ist davon begeistert.
In einigen Fällen haben wir einen klaren Konkurrenten. Sehen Sie sich nur Mal unsere Leute an, die mit Google konkurrieren: die wissen genau an was sie gemessen werden und dass jeder glaubt, Google könne übers Wasser laufen. Es ist ihr Job, die Welt zu überraschen.
Dann haben wir andere Teams, wie Win-FS, wo wir weit in Führung liegen und wo wir uns mit niemandem vergleichen müssen. Es ist wichtig, dass sie erkennen, dass wir nach wie vor an der Vision festhalten und sie zu einem Teil unserer Produkte machen. Ich glaube, wir machen da einen sehr guten Job. Nächste Woche spreche ich wieder mit dem Win-FS-Team, dann werde ich Fragen entgegen nehmen und sicherstellen, dass es keinerlei Zweifel über unsere Unterstützung gibt.
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