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Novell-CEO: Die Wahrheit über den Kauf von Suse

ZDNet: Mr. Nugent, eine verbissen ausgefochtene Frage in unserer Leserschaft ist, ob Open Source-Entwickler ihren bezahlten Kollegen überlegen sind, oder genau im Gegenteil: Ob bezahlte Programmierer viel effizientere Arbeit abliefern als ihre freien Wettbewerber aus dem Linux-Lager.

Nugent: Interessante Frage. Ob proprietäre Programmierer effizienter arbeiten… vielleicht nicht effizienter, dafür aber effektiver. Ich will keine Haarspalterei betreiben, aber vielleicht deswegen effektiver, weil man bei bezahlten Leuten auf die Ergebnisse rechnen kann. Aber ist es auch effizienter? Vielleicht ist es etwas unfair, die Open Source-Gemeinde zu charakterisieren und sie mit den bezahlten Programmierern bei Microsoft, aber auch jeder anderen Firma unserer Branche wie Oracle oder auch Novell zu vergleichen. Diese Leute arbeiten einfach nicht immer in geregelten Bahnen. Sie arbeiten keine festgelegte Stundenzahl (lacht) und arbeiten nur an den Dingen, die ihnen Spaß machen. Ich selbst habe als Open Source-Programmierer schon Mitte der 80er Jahre angefangen, zusammen mit Stallman und anderen. Wenn ich mir ansehe, was die Community bis vor drei vier Jahren zu Stande gebracht hat, verglichen mit der Entwicklung dieser drei, vier Jahre: Dann ist das ganz außergewöhnlich. Der Fortschritt hat sich in den vergangenen Jahren unglaublich beschleunigt. Man kann also wohl sagen, sie wurde deutlich effizienter. Die Motivation speist sich aus dem Willen, das „Reich des Bösen“ anzugreifen (lacht). Das motiviert manchmal mehr als Geld. Langfristig glaube ich ist die Open Source-Gemeinde der Firmenkultur des Programmierens überlegen. Würde man Autos auf Open Source-Basis bauen, würden Sie bessere Autos als heute verfügbar erhalten.

ZDNet: Besser als Porsche? Glauben Sie wirklich?

» Ich bin skeptisch, ob Erfolg im Consumer-Markt eine Voraussetzung für Erfolg im nicht-kommerziellen Markt ist. «

Nugent: Das ist nicht fair, ich hab als ich jünger war selbst einen gefahren (lacht). Heute bin ich allerdings zu „groß“ für einen Porsche (alles lacht). Aber trotzdem glaube ich fest daran, dass die Open Source-Gemeinde das Sprit-sparendste und effizienteste Fahrzeug entwickeln könnte.

Ein anwesender Novell-Sprecher schlägt vor, dass sich Nugent als Testfahrer zur Verfügung stellen solle.

Nugent: Ich habe von einem Auto gesprochen, nicht von einem Flugzeug! Da hätte ich besonders Angst, wenn ich in einem Windows-Flugzeug sitzen würde.

ZDNet: Das bringt uns zu einer anderen These, die oft von unseren Lesern aufgeworfen wird. Diese lautet: Linux muss zu einem Consumer-Produkt werden, andernfalls kann es im Kampf gegen Windows nicht bestehen.

Nugent: Auch interessant. Und auch hier kann ich beide Seiten sehen und verstehen. Das würde die Akzeptanz gegenüber Linux sicherlich erhöhen, allerdings bin ich skeptisch, ob Erfolg im Consumer-Markt eine Voraussetzung für Erfolg im nicht-kommerziellen Markt ist. Sehen Sie: Im Enterprise-Bereich werden die Möglichkeiten des Desktop auch nicht annähernd ausgeschöpft: Mitarbeiter großer Konzerne stellen auf ihren Rechnern in erster Linie Kostenkalkulationen und so was an. Trotzdem hat die Firma auch für die ganze Office-Suite bezahlt, obwohl die gar nicht voll genutzt wird. Sie brauchen also eigentlich gar kein so großes Betriebssystem, für das sie zudem eine Menge an Lizenzgebühren bezahlt haben. Wir haben herausgefunden, dass Linux im Unternehmens- oder nicht-kommerziellen Bereich deswegen an Popularität gewinnt, trotz der Tatsache, dass es keine 10.000 Spiele dafür gibt. Naja, zum Glück läuft ja jetzt Doom 3 auf Linux (lacht).

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ZDNet.de Redaktion

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