ZDNet: Sie sehen den Consumer-Markt also nicht als kritisch für den Durchbruch von Linux an.
Nugent: Es gibt doch immer mehr „consumer-ische“ Produkte für Linux. Adobe beispielsweise hat seinen Reader für Gnome und KDE umgeschrieben. Gerade machen sie das auch mit der Acrobat-Suite. Das wird die Akzeptanz von Linux im Consumer-Markt zusätzlich befeuern. Wo Linux viel Anklang finden wird, ist der Consumer-Markt außerhalb von USA und Europa.
ZDNet: Sie denken an die „klassischen“ Linux-Märkte Asien und Südamerika?
Nugent: Asien und Südamerika, absolut. Der größte Distributor Mexikos beispielsweise verkauft 20.000 Desktops im Monat! Er kostet 250 Dollar und ist komplett ausgestattet.
ZDNet: Die Frage ist und bleibt jedoch: Wenn da so viele Entwickler an Linux sitzen, warum gibt es diese besagten 10.000 Spiele noch nicht für Linux?
» Es ist wie in einer Familie: Wenn Ihr Verwandter eine neue Frau hat, akzeptieren Sie diese auch als Teil Ihrer Sippe. « |
Nugent: Das liegt wohl nicht im Interesse der Nutzer, sonst würde das schon passieren. Allerdings gibt es doch auch Beispiele für freie Produkte, die mit Consumer-Anwendungen konkurrieren: Gimp (GNU Image Manipulation Program; d. Red.) beispielsweise ist ganz hervorragend. Ich habe auch mit Photoshop und ähnlichen Sachen gearbeitet, der Gimp ist genauso gut. Teil des Problems ist es meiner Meinung nach, dass viele freie Programmierer nur „gut genug“ sein wollen. Anstatt zu sagen: Ich entwickle jetzt etwas, das Adobe das Wasser abgräbt.
ZDNet: Haben Sie als Novell Probleme mit den Open Source-Entwicklern? Fühlen Sie sich akzeptiert?
Nugent: Das schöne ist, dass der Pool an Entwicklern von Suse durch die Übernahme direkt auf uns übergegangen ist. Es gab keine großen Widerstände, kein Gemaule oder so was, das ist glatt weitergelaufen. Es ist wie in einer Familie: Wenn Ihr Verwandter eine neue Frau hat, akzeptieren Sie diese auch als Teil Ihrer Sippe. Auch vorher schon haben viele unserer Mitarbeiter an Open Source-Produkten mitgearbeitet. Gerade haben wir erst herausgefunden, dass einer unserer Programmierer seit drei Jahren an Free SQL mitarbeitet. Der arme Kerl hat uns das lange Zeit nicht verraten, weil er Angst hatte, Probleme zu bekommen. Dabei fanden wir das mega-cool (lacht herzhaft).
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