Videogames: Kreativität nicht mehr gefragt

Die Videospiele-Industrie lebt zusehends von den Folgeprodukten von Kassenschlagern. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres basierten nur zwei der Top-Ten-Spiele auf neuen Entwicklungen, so die „New York Times“. Die meisten waren Ableger anderer Bestseller und Lizenzen aus dem Bereich des Profisports. Kritiker behaupten, dass der Rückkgang der Originalität das Erwachsen-werden der Spiele-Industrie zeige. Aufgrund der technischen Komplexität der aktuellen Generation bei Spielekonsolen haben sich die Entwicklungskosten für Videogames dramatisch gesteigert. Zurzeit liegen die Entstehhungskosten eines Top-Spiels zwischen fünf und 15 Millionen Dollar. Spieleentwickler für die X-Box von Microsoft, die PlayStation 2 von Sony und Game Cube (Nintendo) sind immer weniger gewillt, in Neuland zu investieren.

Die Spielehersteller selbst argumentieren, dass sie sich in ihrem Produkt-Output am Konsumenten orientieren. Experten bezweifeln die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens und sehen darin einen nachhaltigen Schaden. Nur mehr vorhersehbare Produkte auf den Markt zu bringen würde die Möglichkeit der Marktvergrößerung wesentlich einschränken. Die Abhängigkeit von uninspirierten Ablegern hat auch die Chancen für unabhängige Produzenten reduziert, mit innovativen Spielen Fuß zu fassen.

Als bestes Beispiel für die Entwicklung in den vergangenen Jahren ist die Ausschlachtung des Spider-Man Comics. Seit 1995 erschienen zehn Videospiele basierend auf der Comicvorlage. Gemeinsam mit den beiden Filmen wurden insgesamt acht Millionen Kopien verkauft. Auch die drei Ableger von Herr der Ringe haben sich 5,1 Millionen Mal verkauft. Die vier Videospiele von Harry Potter gingen sieben Millionen Mal über die Ladentische.

Die Beschäftigungsstrukturen in der Branche unterstützen diesen Trend zusätzlich. Spielehersteller beschäftigen nahezu alle Spiele-Designer in ihren Unternehmen, die gleichzeitig an mehreren Projekten arbeiten. Einige große Unternehmen unterstützen mittlerweile jedoch wieder die kreativen Potenziale kleiner und unabhängiger Spieleentwickler. Ein Teil davon ist finanzielle Unterstützung und der freie Zugang zu kreativen Tools, die normalerweise kostenpflichtig sind. Microsoft hat auch ein Programm gelauncht, wobei das Unternehmen 10.000 Dollar an unabhängige Produzenten vergibt.

ZDNet.de Redaktion

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