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Unisys-Chef Schmitt: „Die Komplexität erschlägt einen“

ZDNet: Sind Sie als Unisys denn an diesem neuen Einreise-System beteiligt? Das ist doch eigentlich genau Ihre Baustelle?

Schmitt: Nein, nicht an der Identifikation von Personen. Wir haben aber ein Feld, dass viel interessanter ist: die Warenströme. Am Anfang lag der Fokus auf Airport-Sicherheit und Personenschutz. Nach einer gewissen Phase des Nachdenkens haben sich die US-Behörden gefragt: Wo ist Amerika denn wirklich verwundbar? Dann kam man auf die jährlich 15 Millionen ankommenden Container, von denen lediglich fünf Prozent kontrolliert werden. Stellen Sie sich gefährliche Stoffe in einem solchen Container vor! Diese Warenströme will man nun besser unter Kontrolle bekommen. Man hat Pilotprojekte initiiert, um diese Waren ab dem Ursprungsort zu überwachen, unter anderem mittels RFID. Ein Pilotprojekt etwa begann beim Kaffee-Röster in Brasilien und lief über Zwischenhändler und Häfen bis zur Supermarktkette in den USA. Weiteres Beispiel: Textilien aus Pakistan. Das hat zu Gesetzesinitiativen geführt, die Importeure zwingen, alle Informationen über einen Container im voraus an die Homeland Security zu schicken. Die Hafenbehörden checken das nur noch gegen. Die nicht eindeutig identifizierten oder angemeldeten Container können in der Regel bis zu 14 Tagen liegen bleiben, da sie manuell überprüft werden müssen . Das erzeugt enorme Zusatzkosten, insbesondere bei frischen oder tiefgekühlten Lebensmittel oder andere sensiblen Produkten und Stoffen.

ZDNet: Und die Antwort von Unisys auf diese Herausforderungen lautet?

Schmitt: Eine transparente und ganzheitliche Betrachtung der globalen Warenströme: Global Visible Commerce. Dies erfordert integrierte Lösungen, die verschiedene Technologien, Infrastrukturservices, Supply Chain Analytics und Business Intelligence umfasst. Das beinhaltet moderne Technolgien, wie RFID und GPS. Schließlich betreiben wir schon seit 1994 eines der weltweit größten RFID-Systeme für die US-Armee.

ZDNet: Trotz allem Managements bleiben aber auch Sie von Pannen nicht verschont. Mit dem Ausfall des Buchungssystems bei der Lufthansa standen Sie mit einem Schlag im Zentrum des Interesses.

Schmitt: Der Auslöser war relativ einfach: Es war ein normaler, geplanter Upgrade im Mass-Storage. Der wurde durchgeführt, das System ist hochgefahren und fiel nach 90 Minuten aus. Dabei waren mehrere Partner beteiligt – Unisys betreibt das System ja nicht, sondern die Lufthansa Systems. Durch die 90 Minuten Abstand war die Ursache des Absturzes nicht sofort ersichtlich. Daher hat man einige Zeit gebraucht um den Fehler zu finden. Bei einem System mit einem Stundentakt wäre das unkritisch gewesen. Hier reden wir aber über extrem zeitkritische Online-Systeme. Wir haben dann gemeinsam mit Lufthansa Systems den Fehler kurzfristig behoben, indem wir eine Softwarekomponente in das Betriebssystem eingespielt haben.

ZDNet: Diese Komponente musste wohl auch erst geschrieben werden?

Schmitt: Nein. Das Problem war die Zeitspanne von 90 Minuten, da ging’s schon rund. Das Managen von komplexen Systemen wird immer kritischer. Hier sind verstärkt partnerschaftliche Lösungen erforderlich.

Dietrich Schmitt verfügt über langjährige Erfahrung in der Unternehmensberatung. Er war Partner bei Deloitte Consulting und führte davor ein eigenes Consulting-Unternehmen. Frühere Stationen seiner Karriere waren Diebold Management Consulting und Nixdorf Computer AG.

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ZDNet.de Redaktion

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