AT&T-Chef: „Wir werden VoIP nicht verpassen“

CNET: Wie groß ist der VoIP-Markt und wie schätzen Sie sein Wachstumspotential ein?

Dorman: Derzeit gibt es in den USA zwischen 26 und 30 Millionen Haushalte mit Breitbandanschluss, von denen ungefähr eine Million VoIP nutzen. Diese Zahl wächst jedoch sehr schnell an. In diesem Quartal gab es zum ersten Mal mehr Neuanschlüsse für DSL als für Kabel. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Durchdringung von VoIP innerhalb des Breitbandsegments langfristig bei 60 bis 70 Prozent liegen wird, weil es eben so einfach zu benutzen ist. Wenn man für 19,95 Dollar Orts- und Ferngespräche führen, Konferenzen mit zehn Teilnehmern schalten, Lokalisierungsdienste in Anspruch nehmen und sich somit das Leben erleichtern kann, wird man dies bestimmt tun – vorausgesetzt, es funktioniert auch einigermaßen gut.

Inzwischen ist VoIP technologisch so weit fortgeschritten, dass es allgemein zum Einsatz kommen kann. Es ist eine echte Alternative zu drahtgebundener Telefonie, vor allem da man zur Not immer noch auf sein Mobiltelefon zurückgreifen kann. Falls das Kabelmodem den Geist aufgibt oder der Strom ausfällt, hat man immer noch sein Handy. Das heißt, man ist VoIP nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

CNET: Wo sieht AT&T seine Position im VoIP-Markt?

Dorman: Wir wollen ein wachsendes Geschäft rund um VoIP aufbauen und zu einem spezialisierten Anbieter werden, wobei wir die Marke AT&T als Aufhänger benutzen. Wir glauben, dass sich diese Marke gegenüber Vonage und all den anderen Anbietern gut auf dem Markt behaupten wird. Wir sind außerdem der Ansicht, dass wir die technischen Details der Netzwerktechnik besser als diese Anbieter verstehen. Vonage bietet eine Plattform für das Management von VoIP, aber sie kümmern sich nicht um das Netzwerk und auch nicht um die technische Infrastruktur. Wir meinen dagegen, die gesamte Verbindungskette im Griff zu haben.

» Wir werden der Application Service Provider für VoIP mit dem weltweit umfangreichsten Angebot, der besten Qualität und den meisten Features. «
David Dorman, CEO AT&T

Ich versuche hierbei ein Modell ohne Bedrohungen zu entwickeln, nach dem Motto „Mein Konkurrent ist mein Partner“. Dieses Modell besagt, dass man sein eigenes Voice-Netzwerk errichten, in Software der ersten Generation investieren, eine Handvoll Cisco-Router kaufen und 200 bis 300 Millionen Dollar ausgeben kann, um herauszufinden, wie dies alles zusammen funktioniert. Als Alternative kann man das Ganze auch von uns mieten. Ich versuche ein freundliches Miet-Modell für die Kabelbetreiber zu entwickeln, nur freundlicher. Mit anderen Worten: Sie können es unter eigener Marke vertreiben oder als Sprachkanal unter der Marke AT&T anbieten. Der Kunde gehört ihnen – wir stellen lediglich die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung. Wir können hierbei als Großhändler auftreten oder als Co-Brander fungieren, ähnlich wie bei „Intel Inside“. Wir werden der Application Service Provider für VoIP mit dem weltweit umfangreichsten Angebot, der besten Qualität und den meisten Features.

Die Vorstellung, dass die Kabelbetreiber uns einfach nachahmen, indem sie einen Haufen Cisco-Hardware und Soft-Switches kaufen und dann sagen „Nun steigen wir auch ins VoIP-Geschäft ein“, macht keinen Sinn. Warum sollten wir uns also Sorgen machen?

Falls ich richtig vermute, wie dieser Kampf zwischen den Kabelbetreibern und den ‚Bells‘ aussehen wird, ist die Investition von mehr Kapital in VoIP für die Kabelbetreiber eine schlechte Alternative gegenüber Mehrinvestitionen und besseren Vermarktungsstrategien für ihre Inhalte, um so den meisten Profit aus Breitbandanschlüssen zu ziehen. Der Kampf zwischen Telekommunikationsanbietern und Kabelbetreibern dreht sich allein darum, wer die Vorherrschaft über den Breitbandbereich erringt.

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ZDNet.de Redaktion

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