Wege aus dem Datenchaos: Storage als Dienstleistung

Wenn Storage virtualisiert und über Richtlinien verwaltet wird, müssen die Systeme der unterschiedlichsten Anbieter untereinander und auch mit der Management-Software kommunizieren können. „Das bedeutet eine große Veränderung. Bislang musste man sich mit jeder neuen Marke in ein ganz anderes Produkt einarbeiten“, erklärt Mark Heers, Vorsitzender der Storage Networking Industry Association (SNIA) Australien und Neuseeland. [Heers ist außerdem als Marketing-Manager für den Storage-Anbieter EMC tätig und wird weiter unten in diesem Artikel als Vertreter von EMC zitiert.]

Um Storage Management zu vereinfachen, hat die SNIA einen Storage Management-Standard (SMI-S) erarbeitet. Dieser Standard zielt darauf ab, das Zusammenspiel von Storage-Systemen und Management-Software zu optimieren. „Standards bilden sich dann heraus, wenn bestimmte Abläufe populärer und allgemein gültig werden. SAN-Standards haben sich entwickelt, weil SANs mittlerweile für die meisten mittleren und großen Unternehmen schon fast unumgänglich sind“, so Heers.

Der Markt bietet bereits Produkte an, die dem aktuellen SMI-S-Standard entsprechen, aber die Funktionalität ist noch begrenzt. „Sie können einem bestimmten Server Speicherplatz zuteilen und erstellen Berichte darüber, wie viel Speicher belegt ist. Ich denke aber nicht, dass dieses System wirklich alle Anforderungen eines anspruchsvollen Kunden erfüllen kann“, räumt Heers ein. Die SNIA will jedoch alle sechs bis neun Monate neue Spezifikationen veröffentlichen, was in Zukunft sicher zu ausgefeilteren Systemen beitragen wird.

Allerdings weckt das Wort „Standard“ nicht ausschließlich positive Assoziationen. Anbieter werden unweigerlich ihre eigenen Erweiterungen integrieren, um dem potenziellen Kunden zu suggerieren, dass die „Standard“-Systeme natürlich allen grundsätzlichen Anforderungen entsprechen, die in der Norm festgelegt sind, die wirklich coolen Funktionen aber doch nur durch das Produkt dieses bestimmten Händlers angeboten werden.

Wird also ein solcher Standard auf lange Sicht überhaupt das Problem der Anbieterbindung lösen können? „Für einen Großteil aller Unternehmen, die nicht über die Routineaufgaben hinausgehen, ist dieser Standard völlig ausreichend“, betont Heers.

Unternehmen, die besondere Aufgaben lösen wollen, müssen sich dann über die anbieterspezifischen Leistungen informieren, es wird jedoch trotz allem auch da „Kompromisse geben müssen, denn sich vom Standard abzuheben, wird unweigerlich ihre Auswahlmöglichkeiten einschränken und Schulungskosten erhöhen. Firmen, die mehr wollen als den Standard und sich so möglicherweise an eine begrenzte Gruppe von Anbietern binden, können dadurch aber auch wirtschaftliche Vorteile erzielen, weil sie über die Standardleistungen hinausgehen können“, erklärt Heers.

Tiering

Nicht alle Speicherungen erfolgen auf die gleiche Weise. Verschiedene Systeme arbeiten mit unterschiedlichen Transferraten und Leistungswerten, unterschiedlichen Verfügbarkeitsraten, unterschiedlichen Backup- und Wiederherstellungszeiten und natürlich unterschiedlichen Kosten. Und verschiedene Arten von Daten erfordern unterschiedliche Leistungen im Hinblick auf Verfügbarkeit, Performance und Wiederherstellungszeit, je nachdem, wie wichtig die jeweiligen Daten für ein Unternehmen sind, und wie oft sie genutzt werden beziehungsweise wie oft auf sie zugegriffen wird. Es ist sinnvoll, Daten aus wichtigen Anwendungen auf einem Hochleistungssystem zu speichern, das die Informationen lokal und extern spiegelt, hingegen bringt es viel weniger, den gleichen zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Speicherung von alten E-Mails zu betreiben, die sowieso niemanden mehr interessieren, außer wenn sie durch Zufall irgendwann als Beweismittel vor Gericht benötigt werden.

„Storage Tiering ist bei den Kunden ein wichtiges Thema, frei nach der Devise ‚Ich brauche für diese Art von Informationen ein bestimmtes Storage-Profil, daher müssen wir unser System auf dieser oder jener Leistungs- und Kostenstruktur aufbauen'“, erklärt Bowden.

Teil der Tiering-Strategie ist es, eine intermediäre Speicherebene zwischen den Disk-Systemen und den Tape-Backups einzurichten, die sich Near-Line Storage nennt. Diese Systeme arbeiten hauptsächlich mit ATA-Disks statt mit den teureren SCSI-Disks aus den Hochleistungssystemen und werden im Allgemeinen für kurzfristige Backups oder Snapshots von Daten benutzt, die dann einige Tage später extern auf Tapes archiviert werden.

» Für einen Großteil aller Unternehmen, die nicht über die Routineaufgaben hinausgehen, ist der SMI-S-Standard völlig ausreichend. «
Mark Heers, Vorsitzender der Storage Networking Industry Association (SNIA) Australien und Neuseeland

Da die meisten Anfragen hinsichtlich der Wiederherstellung von Daten innerhalb von 48 Stunden nach Datenverlust erfolgen, kann die Speicherung von Backups für 72 Stunden oder länger auf einem Near-Line System die Wiederherstellungszeiten laut eines kürzlich veröffentlichten Berichts der Meta Group erheblich verkürzen. Außerdem kann so vermieden werden, dass Mitarbeiter ihre wertvolle Zeit mit der Suche nach Backup-Tapes vergeuden. Zukünftig wird Near-Line Storage wohl auch als Hauptspeicherstelle für weniger wichtige Daten eingesetzt werden können, auf die dennoch relativ häufig zugegriffen werden muss.

Das Tape spielt aber aufgrund seiner geringen Kosten auch in einer solchen Architektur noch eine große Rolle. „So positiv die Kostenentwicklung bei den Disks auch sein mag, Unternehmen brauchen doch eine ganz andere Kostenbasis für die Speicherung von Daten, zu der sie gesetzlich oder aus Zertifizierungsgründen verpflichtet sind, auf die jedoch tatsächlich relativ selten zugegriffen wird“, erklärt Nieboer. „Hier empfiehlt sich eine holistische Betrachtungsweise, und das bedeutet auch anzuerkennen, dass das Tape noch lange nicht ausgespielt hat.“

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ZDNet.de Redaktion

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