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Ballmer in Bedrängnis: Der Microsoft-Boss im Interview

ZDNet: Wie lange wird es dauern, bevor Microsoft als Softwarehersteller für alle Bereiche wahrgenommen und nicht nur mit dem PC in Verbindung gebracht wird?

Ballmer: Ich hoffe wir kommen in den nächsten Jahren dahin.

ZDNet: Wie sieht’s bei der Xbox aus?

Ballmer: Wir verdienen kein Geld damit, aber das ist unser Problem. Wenn Sie sich den Marktanteil ansehen, liefern wir uns in den USA mit Sony ein Kopf-an-Kopf-Rennen und sind in Großbritannien beispielsweise voraus. Aber in Japan haben wir nichts erreicht.

ZDNet: Sehen sie bei den IT-Budgets und Investitionen Zuwächse?

Ballmer: Beginnend mit dem Jahr 1998 wurden die IT-Budgets für das Y2K-Problem und dann für die Internet-Blase aufgestockt. Dann gab es eine zweieinhalb Jahre andauernde Dürreperiode. Nun hat sich das Ganze stabilisiert. IT-Verantwortliche wägen sinnvoll zwischen Kosten und Nutzen ab. Wir sehen ein vernünftiges Niveau bei den Investitionen in die Unternehmens-IT. Wir registrieren einiges an Wachstum im Markt für Enterprise Server-Software.

ZDNet: Wie bewerten Sie die Bedrohung ihre Lizenz- und Preispolitik durch Linux, Piraterie, Preiserosion und den Verkauf billigerer Windows-Versionen in einigen Entwicklungsländern?

Ballmer: Eine Preiserosion stellen wir nicht fest. Der Preis in China ist exakt derselbe wie in Großbritannien. Wir bieten ein gutes Produkt mit gutem Nutzwert zu guten Preisen und zu guten Gesamtkosten. Die (billige Version) wurde für arme Leute in armen Ländern entwickelt. Heutzutage zahlen die meisten Menschen in Schwellenländern weniger als in Großbritannien. Warum? Weil die meisten Leute dort Piraterie betreiben.

» Was ist gegenwärtig die stärkste Konkurrenz zu Windows? Es ist Linux. «
Steve Ballmer, CEO Microsoft

ZDNet: Wie viel Geld verliert Microsoft durch Piraterie?

Ballmer: Verkäufe im Wert von 6 bis 8 Milliarden Dollar. Alleine in China geht es um mehrere Milliarden. Rechte an geistigem Eigentum werden schlecht durchgesetzt. Ja, das ärgert mich. Alle entwickelten Länder sollten darüber besorgt sein, dass es hier ein Ungleichgewicht gibt. Das ist ein großes Problem.

ZDNet: Ist Linux eher ein Marketing- als ein technisches Problem?

Ballmer: Manchmal gibt es auch eine politische Dynamik. Im Gegensatz zu anderen Konkurrenzsituationen, in denen wir uns befanden, waren wir hier mit Fakten eher zurückhaltend. Noch vor zwei Jahren haben wir uns mit Linux als mysteriösem Wettbewerber auseinandergesetzt. Heutzutage ist es eher ein normaler Wettbewerb.

ZDNet: Ist Linux ihr schärfster Wettbewerber?

Ballmer: Was ist gegenwärtig die stärkste Konkurrenz zu Windows? Es ist Linux. Betrachtet man die Zahlen, haben wir gewonnen, und wir haben im Serverbereich Markanteile gewonnen, Linux allerdings auch. Die Leute begreifen langsam, dass „frei“ nicht gleich „kostenlos“ ist. Diese Dinge haben keine niedrige Total Cost of Ownership. Wir wissen, was wir tun. Wir werden weiterhin an Boden gewinnen.

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ZDNet.de Redaktion

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