Die Zukunft der Speichermedien: Naht das Ende der Festplatte?

Eine etwas kontroversere Idee befasst sich mit der Möglichkeit der Halbleiterspeicher als Disk-Ersatz. Ohne bewegliche Komponenten arbeitet diese Technik viel schneller und verlässlicher als herkömmliche Plattenspeicher, ist allerdings auch erheblich teurer.

„Nach dem, was ich über Halbleiterspeicher gelesen habe, werden sie die Speicherkapazitäten für die erwarteten immer größeren Datenmengen nie zu einem annehmbaren Preis bieten können“, vermutet Mark Heers, Marketing Manager des Speicheranbieters EMC. „Ich denke, es wird sich hierbei immer nur um eine Nischenlösung handeln.“

Was die Senkung der Speicherkosten angeht, können wir uns auf Moore’s Law verlassen, aber gleichzeitig nimmt der Speicherbedarf ebenso rasant zu. Das bedeutet, dass die Möglichkeiten der Halbleitertechnik im Verhältnis zur erforderlichen Speichermenge auch in Zukunft nicht wirklich günstiger werden. „Der Preis pro Gigabyte wird vermutlich sinken, aber der Speicherbedarf steigt kontinuierlich an“, betont Heers.

Dilip Kandlur, Leiter des Geschäftsbereichs Storage Systems Research von IBM, sieht dagegen ein Anwendungsgebiet, auf dem sich die Halbleitertechnik gut etablieren könnte: als Zwischenstufe zwischen Disk-Systemen und Hauptspeicher. „Aufgrund der steigenden Verarbeitungsgeschwindigkeiten wird irgendwann der Punkt erreicht sein, an dem die Speicherzugriffszeiten im Verhältnis zur CPU-Geschwindigkeit zunehmen.

» Die neuen optischen Medien wie CDs und DVDs sind für den Einsatz in Datenzentren noch nicht ausgereift. Meiner Meinung nach sind diese Medien eher zum Datentransport als zur Speicherung geeignet. «
Rob Nieboer, Storage Strategist bei Storagetek

Dieses Phänomen nennt sich Memory Wall – der Speicher scheint sich immer weiter und weiter zu entfernen. Für Computersysteme mit sehr großen Hauptspeichern wäre es daher vorteilhaft, nichtflüchtige Halbleiterspeicher als zusätzliche Ebene in die Hierarchie zu integrieren, um Zugriffszeiten und Performance zu verbessern“, so Kandlur. Da nicht mit beweglichen Teilen gearbeitet wird, kann völlig willkürlich auf die Daten zugegriffen werden. Das birgt vor allem für Transaktionssysteme erhebliche Leistungsvorteile.

Abschied vom Bandspeicher?

Genau so lange wie manche Experten die holographische Speicherung bereits kurz vor dem Durchbruch sehen, wird auch schon die schwindende Bedeutung des Bandspeichers im alltäglichen Betrieb von Datenzentren gepredigt. Greg Bowden, National Business Manager beim Systemintegrator Dimension Data, ist der Ansicht, dass derzeit eine Annäherung zwischen Disk und Band stattfindet, die letztendlich dazu führen könnte, dass immer weniger Bänder benutzt werden. „Es gibt zahlreiche Lösungen, die mit den Möglichkeiten von vor 10 Jahren nahezu identisch sind. Die Software hat sich verändert, die Bandlaufwerke bieten mehr Leistung und Kapazität, aber die Voraussetzungen bleiben die gleichen“, fügt er hinzu. Aber neu aufkommende Technologien werden „den Kunden neue Möglichkeiten eröffnen, ihre Daten zu sichern, angefangen von der Snapshot-Technologie über Mischformen zwischen Disk und Band bis hin zu ausgereiften Archivierungslösungen“, erklärt Bowden weiter.

Andererseits glaubt Nieboer, dass der Bandspeicher im Hinblick auf den ständig steigenden Speicherbedarf wesentlich geringeren Herausforderungen ausgesetzt sein wird als die Festplatte. „Disks haben eine relativ kleine Oberfläche, auf der eine immer größere Datenmenge abgelegt werden muss. Beim Bandspeicher haben wir ein Halbzollmedium, das aufgrund seiner Länge wesentlich mehr Möglichkeiten bietet.“ Nieboer ist der Ansicht, dass es bis zum Jahr 2005 Bänder mit einer unkomprimierten Speicherkapazität von einem halben Terabyte auf dem Markt geben wird, das heißt in komprimierter Form könnten Daten von mehr als einem Terabyte gespeichert werden. „Einige Jahre später werden wir Bänder haben, die unkomprimiert ein Terabyte, das heißt komprimiert bis zu zwei Terabyte speichern. Ich denke, der Bandspeicher wird uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben.“

Skeptischer ist Nieboer da schon im Hinblick auf die Zukunft der optischen Speicherung in Datenzentren, obwohl Technologien wie Blu-Ray und Ultra Dense Optical die Speicherkapazitäten in diesem Bereich erheblich steigern. „Optische Disks spielen in den Datenzentren wirklich keine Rolle mehr. Die alten optischen Medien wie WORM-Disks und Ähnliches haben in den Datenzentren nichts mehr verloren und die neuen optischen Medien wie CDs und DVDs sind für den Einsatz in Datenzentren noch nicht ausgereift“, erklärt er weiter. „Meiner Meinung nach sind diese Medien eher zum Datentransport als zur Speicherung geeignet.“

Page: 1 2 3 4

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

1 Tag ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

1 Tag ago

Netzwerk-Portfolio für das KI-Zeitalter

Huawei stellt auf der Connect Europe 2024 in Paris mit Xinghe Intelligent Network eine erweiterte…

1 Tag ago

Internet-Tempo in Deutschland: Viel Luft nach oben

Höchste Zeit für eine schnelle Kupfer-Glas-Migration. Bis 2030 soll in Deutschland Glasfaser flächendeckend ausgerollt sein.

1 Tag ago

Erste Entwickler-Preview von Android 16 verfügbar

Schon im April 2025 soll Android 16 den Status Plattformstabilität erreichen. Entwicklern gibt Google danach…

1 Tag ago

Kaspersky warnt vor Cyberangriff auf PyPI-Lieferkette

Die Hintermänner setzen KI-Chatbot-Tools als Köder ein. Opfer fangen sich den Infostealer JarkaStealer ein.

2 Tagen ago