Woran hapert es bei Oracle?

Das alles ist keine Überraschung für die Anbieter von Unternehmenssoftware, die sich in den vergangenen Monaten um neue Vertragsabschlüsse bemüht haben. Ihre besten Kunden, große multinationale Unternehmen, gehen dazu über, aus ihrer bereits vorhandenen Software das Äußerste herauszuholen. Wenn sie überhaupt neue Software kaufen, handelt es sich gewöhnlich um Erweiterungen zu bestehenden Systemen.

Die Softwareproduzenten versuchen, die Gewinne durch Wartungsdienste zu steigern, worin Gebühren für Produktaktualisierung und -unterstützung enthalten sind. Oracle teilte am Dienstag mit, dass die Gewinne aus der Wartung im gerade abgelaufenen Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gestiegen seien und jetzt 53 Prozent des gesamten Gewinns des Unternehmens ausmachten (vor einem Jahr waren es 50 Prozent).

Eine Branche, die in den 90er Jahren an Vertragsabschlüsse in Millionenhöhe gewöhnt war, passt sich jetzt an kleinere Vertragssummen an. SAP-Chef Henning Kagermann erklärte, dass der durchschnittliche Umfang des SAP-Umsatzes in den vergangenen Jahren abgenommen habe. Es werde wieder zu einem leichten Anstieg kommen, die Höhe früherer Zeiten werde aber nicht wieder erreicht werden, so Kagermann gegenüber CNET.

Das Anwendungsgeschäft war besonders für Oracle seit jeher ein schwacher Punkt. Trotz des durchschlagenden Erfolgs des Unternehmens auf dem Datenbankmarkt war Oracle nicht immer erfolgreich darin, aus diesen Kunden auch Käufer von Anwendungen zu machen. Es gibt eine weit verbreitete Vorstellung, dass Oracle auf dem Markt für auf Servern jenseits von Mainframes ausgeführte Datenbanksoftware führend ist und daher von Haus aus einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten genießt, da Geschäftsanwendungen auf Datenbanken aufsetzen.

Oracle folgt aber sowohl SAP als auch Peoplesoft auf dem Markt für Unternehmensanwendungen, und es ist wahrscheinlich, dass der Wettbewerb verschärft wird, falls Microsoft, das ein deutliches Interesse an der Expansion des Anwendungsgeschäfts zeigt, in den kommenden Jahren den Markt betritt. Der Softwaregigant gab bereits bekannt, dass Gespräche über eine Fusion mit SAP begonnen hatten, aber wieder abgebrochen wurden.

Die Behauptung von Oracle, dass der Umsatzrückgang bei den Anwendungen lediglich ein vorübergehender Ausrutscher sei, wird bald auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Das Unternehmen plant für die kommenden Monate die Freigabe von Oracle 11.5.10, einer Aktualisierung des Geschäftsanwendungspakets – die Unternehmensleitung rechnet mit hohen Verkaufszahlen. Wie You am Dienstag mitteilte, erwartete man, dass die Freigabe von Oracle 11.5.10 in diesem Jahr die Kundennachfrage ankurbeln werde.

Zusätzlich wies Charles Phillips, Präsident von Oracle, darauf hin, dass das Unternehmen seine Anwendungen möglicherweise bald zertifizieren werde, damit sie unter der beliebten 10g-Version der Oracle-Datenbanksoftware ausgeführt werden können, wodurch der Vertrieb gesteigert werden würde.

Bei Oracle bündelt man außerdem die Kräfte zum Vertrieb der Anwendungssoftware. Eine größere Spezialisierung des Vertriebspersonals soll langfristig zu einem höheren Wachstum führen. Phillips erklärte, dass er für das kommende Quartal ein größeres Vertriebsvolumen erwarte.

Was sich jedoch so bald nicht ändern wird, ist das weit verbreitete Discountgeschäft, das in den vergangenen Monaten für die Unternehmenssoftwareproduzenten zu einem Fluch geworden ist. Im Verlauf des Rechtsstreits um die Peoplesoft-Übernahme sagten Technologiekäufer und Unternehmensvertreter aus, dass umfangreiche Nachlässe bei den Lizenzgebühren für Unternehmenssoftware – von bis zu 90 Prozent – mittlerweile die Regel seien. Solche großen Preisnachlässe reißen Löcher in die Umsätze und Gewinne der Softwareproduzenten.

Der Trend setzte vor mehreren Jahren ein, und es ist unwahrscheinlich, dass er so bald gestoppt werden kann. Eine kürzlich von Forrester Research durchgeführte Umfrage unter 25 IT-Managern in Unternehmen mit einem Jahresgewinn von mindestens 1 Milliarde Dollar ergab, dass man damit rechne, dass sich dieser Trend im Jahr 2004 und in absehbarer Zukunft noch fortsetzen wird.

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ZDNet.de Redaktion

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