Zurückhaltend und abwartend zeigt man sich zurzeit in der Konzernzentrale des Walldorfer Softwarekonzerns SAP. Die Verwirrung über die mögliche Übernahme von Peoplesoft durch Oracle will SAP ihrerseits für die Einführung neuer Technlogien nutzen. „Wenn Larry Ellison sagt, Oracle wolle Peoplesoft übernehmen, dann klingt das wie der Vorschlag, sich einen Hund zu kaufen – um ihn im Hinterhof zu erschießen.“ Das gab der inzwischen abgelöste Ex-Peoplesoft-Chef Craig Conway im Verlauf der anderthalb Jahre tobenden Übernahmeschlacht zu Protokoll. Oracle-Chef Larry Ellison erklärte daraufhin: „Hätte ich eine Kugel, sie wäre sicherlich nicht für den Hund.“
Während solche Kommentare die ganze persönliche Härte der Übernahmeschlacht verdeutlichen, übt man sich in der Konzernzentrale des Wettbewerbers SAP in Zurückhaltung: Man wolle „das Verhalten von Wettbewerbern nicht kommentieren und sich statt dessen auf die eigene Kundschaft fokussieren“, lautete am Wochenende die Antwort, wenn man nach einer Meinung zur Übernahmeschlacht der Wettbewerber fragte.
Doch hinter verschlossenen Türen dürften den SAP-Managern wohl langsam aber sicher die Oberschenkel schmerzen, auf die sie sich seit Monaten freudestrahlend klatschen können. Denn ohne auch nur einen zusätzlichen Euro für Marketing ausgeben zu müssen, profitieren die Walldorfer zunehmend vom Image des „sicheren Hafen SAP“. Denn allmählich runzeln die Kunden der Wettbewerber Oracle und Peoplesoft die Stirn darüber, mit welcher Chuzpe die Anteilseigner der Softwarekonzerne ihre Strategiespielchen auf dem Rücken der Kunden austragen. Immerhin geht es dabei in Deutschland um Konzerne wie die Allianz, DaimlerChrysler und Lufthansa.
Doch selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass es SAP nicht gelingen sollte, auch nur einen einzigen verärgerten Kunden abzuwerben, sind die Walldorfer der große Gewinner der Übernahmeschlacht. Denn genau zum richtigen Zeitpunkt bekommt SAP etwas, das den Walldorfern derzeit noch wertvoller sein dürfte als Marktanteile: Mindestens ein Jahr Zeit.
„Ich nehme an, das wird sie vier bis sechs Quartale beschäftigen“, schätzte SAP-Finanzvorstand Werner Brandt in der vergangenen Woche vor Investoren in Barcelona für die Auswirkungen einer möglichen Übernahme von Peoplesoft durch Oracle. Das sind ein bis anderthalb Jahre, in denen SAP in Kerngeschäft mit Anwendungen für Großunternehmen kaum mehr einen größeren Wettbewerber zu fürchten braucht. Diese Schonfrist ist für SAP deshalb so wichtig, da der Marktführer keineswegs so unangreifbar ist, wie die relative Stärke gegenüber Wettbewerbern vermuten lässt.
Vielmehr befindet sich SAP derzeit in einer der größten Umbrüche der Unternehmensgeschichte. Mit Volldampf arbeiten die Walldorfer seit dem vergangenen Jahr an der Entwicklung und Einführung einer neuen Softwaretechnologie mit dem Namen „Netweaver“. Dabei handelt es sich im Gegensatz zu vielen früheren SAP-Produkten nicht um Software, die das Spektrum betriebswirtschaftlicher Lösungen erweitert, sondern um eine Technologie-Plattform für die Vernetzung verschiedener Programme untereinander.
Diese Technologie ist für SAP deshalb so wichtig, da die Zukunft der Softwareentwicklung immer weniger durch feste Programmpaketen, als vielmehr durch ein Baukastenprinzip bestimmt wird, bei dem Anwendungen wie einzelne Module zusammengesteckt werden. Mit „Netweaver“ will sich SAP für diese Umbrüche wappnen.
Doch das Projekt ist für SAP zugleich mit einem hohen Risiko behaftet. Denn zum einen ist SAP in diesem Markt keineswegs allein auf weiter Flur, sondern konkurriert – im Gegensatz zu seinem bisherigen Kerngeschäft – künftig mit wesentlich größeren Anbietern wie IBM. Zum anderen ist die Mehrheit der knapp 25 000 SAP-Kunden aktuell noch mit der Modernisierung älterer SAP-Produkte beschäftigt und interessiert für die neueste Softwaregeneration aus Walldorf nur am Rande. Denn die Geschäftsmodelle, die mit der neuen Software organisiert werden sollen, existieren bei den meisten Unternehmen noch gar nicht, lautet ein gewichtiges Argument der Kunden.
Es wird SAP in den kommenden zwei Jahren auch ohne Oracle viel Kraft kosten, die eigenen Kunden davon zu überzeugen, dass die eingeschlagene Produktstrategie langfristig richtig ist. Gelingt das nämlich nicht, sind zweistellige Wachstumsraten nicht einmal mehr annähernd zu halten.
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