Der US-Medienriese Time Warner steht kurz vor einem Vergleich mit der Finanzaufsichtsbehörde SEC, die das Unternehmen beschuldigt, mit illegalen Buchführungstricks die Bilanzen nach der Fusion mit dem Internet- Pionier AOL geschönt zu haben.
Die Einigung, die Time Warner nach einem Bericht der Washington Post 750 Millionen Dollar kosten könnte, betrifft unter anderem die Verbuchung von Zahlungen im Zusammenhang mit dem 6,75 Milliarden Dollar teuren Rückkauf von 49 Prozent der Anteile an AOL Europe, die damals die Bertelsmann AG hielt.
Wie es heißt, forciert Konzernchef Richard Parsons einen Vergleich, um sich Handlungsfreiheit für mögliche Akquisitionen, etwa im Kabelfernseh-Geschäft, zu schaffen. Solange das Verfahren schwebt, hat die SEC dem Medienriesen und seinen Töchtern die Ausgabe neuer Aktien verboten.
Der Vergleich ist für Time Warner ein delikater Balanceakt, denn ein Schuldeingeständnis würde die Klagen von Aktionären untermauern, die Milliarden verloren, als kurz nach der Übernahme von Time Warner durch AOL die Hightech-Blase platzte und der Kurs der AOL- Time-Warner-Aktie abstürzte.
Aufsehen erregten besonders die 400 Millionen Dollar, die Time Warner beim Rückkauf der AOL-Europe- Anteile als Einnahmen für Bertelsmann- Werbung auf AOL verbuchte, während die Gütersloher den Betrag als Nachlass für Barzahlung ansahen und den Nettopreis bilanzierten. SEC und Aktionärskläger folgerten daraus, Time Warner habe die AOL-Werbeeinnahmen inflationiert, um den Aktienkurs zu stützen. Für 2002 korrigierte der Konzern bereits die AOL-Erlöse um 190 Millionen Dollar.
Wie in SEC-Verfahren üblich, wird es einen Vergleich ohne Präjudiz geben, das heißt, Time Warner akzeptiert die Buße, ohne eine Schuld zuzugeben oder abzustreiten. Ermittlungen der SEC und der Justizbehörden gegen Einzelpersonen wegen möglicher krimineller Bilanzfälschung laufen indessen weiter. Time Warner, die AOL aus ihrem Namen strich, hat für einen Vergleich mit der SEC jüngst bereits 500 Millionen Dollar zurückgestellt.
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