ZDNet: Glauben Sie eine Marktdominanz erreichen zu können, wie es in Ihrem Blog zu lesen war: „17. Sept. 2004, Marktdominanz: Netscape schaffte es, indem es zuerst da war. Microsoft schafft es, indem es überall ist. Firefox wird es schaffen, indem es das Beste ist.“ Auch wenn Firefox alle Erwartungen erfüllen würde, ist Marktdominanz nicht ein Hirngespinst? Es gibt doch nur wenige Nutzer, die einen Browser herunterladen?
Goodger: Das weiß man nicht, aber man muss sich große Ziele setzen. Warum sollte man sich sonst bemühen? Die Zeit für Open-Source-Software ist gekommen, wenn es gute Software ist. Man muss soviel wie möglich erreichen wollen. Man erreicht keine Ziele, wenn man sich mit einem Marktanteil von fünf oder zehn Prozent zufrieden gibt.
ZDNet: Gut, lassen uns noch einmal einen Blick in die Vergangenheit werfen, als der Chefingenieur von Netscape, Ramanathan Guha im Jahr 1998 erstmals mit CNET News.com über Mozilla.org sprach. Damals äußerte er die Idee, einen Browser mit geringem Speicherbedarf zu entwickeln, den man in Einzelmodule auflösen und somit in einer Vielzahl von Geräten, die keine PCs sind, einsetzen kann. Aber erst jetzt wird ernsthaft daran gearbeitet – vor allem bei Nokia -, nämlich im Minimo-Projekt. Warum hat es so lange gedauert?
Goodger: Speicherbedarf und Leistungsfähigkeit werden seit langer Zeit im Mozilla-Projekt vorrangig behandelt. Man darf nicht vergessen, dass Netscape Version 6 nicht besonders klein und schnell war.
ZDNet: Richtig – und Mozilla 1.0 war es auch nicht. Warum konnte dieses Ziel so lange Zeit von Mozilla nicht erreicht werden? Warum wurde es letztlich mit Firefox erreicht? Was hat sich geändert?
Goodger: Die Arbeit an Speicherbedarf und Leistungsfähigkeit ist in den vergangenen Jahren fortgeschritten. Sie macht sich für den Benutzer nur nicht sofort bemerkbar, vor allem, wenn er ein altes Programmpaket verwendet.
Bei Firefox haben wir noch einmal ganz von vorne angefangen und einige Methoden der Entwicklung von XUL-Anwendungen noch einmal neu unter die Lupe genommen. Wir haben Schritte unternommen, damit die Benutzeroberfläche schneller geladen wird und Verbesserungen, die an Gecko vorgenommen wurden, besser genutzt werden können. Das Projekt Minimo, das sehr wenig Benutzerschnittstellen aufweist, profitiert zusätzlich davon.
ZDNet: Das waren also die wichtigsten Veränderungen?
Goodger: Es ist hauptsächlich auf die Arbeit am Speicherbedarf und an der Leistungsfähigkeit, die von AOL und anderen in den Jahren 2001, 2002 und 2003 geleistet worden ist, und auf die Arbeit an der Optimierung der Firefox-Anwendung zurückzuführen, dass Firefox heute schneller und kleiner ist als vorangegangene Produkte von Mozilla und Netscape.
ZDNet: Worin besteht der größte Beitrag, den AOL als Mutterunternehmen zum Nutzen von Mozilla geleistet hat?
Goodger: Die Mitarbeiter von Netscape/AOL haben in kurzer Zeit sehr viel Arbeit geleistet. Das ist ein gewaltiger Beitrag. Jetzt sind wir in der Lage, einen Teil der Früchte zu ernten.
ZDNet: Bedauern Sie es, dass die Mozilla Foundation ausgegliedert wurde? Gibt es Befürchtungen über eine mangelnde Solvenz der Gründung?
Goodger: Es gibt keine Befürchtungen über eine mangelnde Solvenz und kein Bedauern über die Ausgliederung. Sie hat mir mehr Zeit für die Arbeit an Firefox verschafft.
ZDNet: Wie viel Zeit verbringen Sie damit, die Konkurrenz der Open-Source-Browser zu beobachten? Was haben Sie von KHTML/Konqueror gelernt? Haben Sie im Rahmen eines Open-Source-Projekts die Freiheit, Technologien ohne weiteres auszutauschen? Machen Sie davon Gebrauch?
Goodger: Das hängt von der Lizenzierung ab. Man kann Code nur dann nutzen, wenn dessen Lizenzbedingungen in Ordnung sind, unter der er freigegeben ist. So wurde zum Beispiel Cairo, eine hochleistungsfähige 2D-Graphikebene, unter der doppelten Lizenz MPL/LGPL neu lizenziert, wodurch es uns möglich ist, leicht davon Gebrauch zu machen.
Ich behalte Konkurrenten im Auge, die vielleicht etwas Neues und Interessanten auf die Beine stellen, nicht nur konkurrierende neuartige Software.
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