Die Unternehmen Deutsche Telekom, Siemens und IBM wollen laut Branchenkreisen ein nachgebessertes Angebot für das milliardenschwere IT-Projekt „Herkules“ der Bundeswehr abgeben. Auch in verteidigungspolitischen Kreisen geht man von einer weiteren positiven Zusammenarbeit mit den im Konsortium TIS zusammengeschlossenen Unternehmen aus.
Für rund 6,56 Milliarden Euro will die Bundeswehr ihre veraltete IT-Ausrüstung in den kommenden Jahren modernisieren. Dazu gehören neue Daten- und Fernsprechnetze, Rechenzentren, Computer und moderne Software. Teile davon sollen durch einen externen Dienstleister erbracht werden. Dabei wird auch über den Wechsel von Hunderten Bundeswehrmitarbeitern in eine eigene IT-Gesellschaft diskutiert, an der Armee und Privatwirtschaft beteiligt sein sollen.
TIS hatte sich bereits vor mehr als zwei Jahren um den Milliardenauftrag beworben, war aber gegen das Wettbewerber-Konsortium ISIC 21, bestehend aus dem IT-Dienstleister CSC, dem europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS und Mobilcom, unterlegen. Im Juli waren die Verhandlungen zwischen ISIC 21 und der Bundeswehr an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert.
Lange galt es als unwahrscheinlich, dass TIS zu günstigeren Konditionen bei Herkules einspringen könnte. Gibt TIS nun grünes Licht, dann soll nach den Vorstellungen der Bundeswehr bis spätestens April 2005 ein Angebot vorliegen, dessen Details dann verhandelt werden müssten. Im Falle einer Einigung könnte der Bundestag über das gesamte Paket noch vor Ende der Legislaturperiode abstimmen.
Doch offiziell halten sich die Anbieter bedeckt: „Noch sei keine endgültige Entscheidung über ein neues Angebot gefallen“, sagt eine IBM-Sprecherin. In Industriekreisen heißt es, vor allem Siemens mache sich für ein überarbeitetes Angebot stark. Siemens wäre über die IT-Dienstleistungssparte SBS am Bundeswehrauftrag beteiligt.
„Kein Kommentar“, heißt es bei T-Systems. Die Großkundensparte der Deutsche Telekom hat im TIS-Konsortium die Führung übernommen und würde zusammen mit Siemens den Löwenanteil des Auftragsvolumens abbekommen. Noch aber hängt die endgültige Entscheidung von der Zustimmung des Vorstands der Deutschen Telekom ab. Denn nach negativen Erfahrungen mit aus Steuergeldern finanzierten Großprojekten wie der LKW-Maut und der Software für die Berechnung des Arbeitslosengeldes II im Zuge von Hartz IV will man bei der Telekom möglichst alle Risiken abwägen.
Verhandlungskreise beschreiben hingegen erste Sondierungsgespräche als „positiv“, man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Vor allem das komplizierte öffentliche Vergaberecht hatte immer wieder zu Verzögerungen und Schwierigkeiten bei den Verhandlungen mit der Industrie geführt.
Das Projekt, das noch vom damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping angestoßen worden war, steht unter großem Zeitdruck: Die Pflege der veralteten IT-Infrastruktur der Bundeswehr bindet erhebliche Mittel. Zudem bildet Herkules die Basis für die Einführung von SAP-Software bei der Armee. Das Projekt unter dem Kürzel SASPF, das schon in der Erprobung steckt, soll im Jahr 2007 in der Breite ausgerollt werden – ohne Herkules wäre dies aber nicht möglich.
Die Bundeswehr arbeitet daher mit Hochdruck an einer eigenen Lösung – für den Fall, dass auch die Gespräche mit TIS scheitern. Das Konsortium habe aber einen großen Vorteil gegenüber dem einstigen Konkurrenten ISIC 21: Während CSC als Konsortialführer sich immer wieder mit der Konzernzentrale in den USA habe abstimmen müssen, sei T-Systems mit den Gegebenheiten bei der Bundeswehr besser vertraut, heißt es an informierter Stelle.
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