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IBM-Chef: PC-Sparte nicht lukrativ genug

IBM-Konzernchef Sam Palmisano setzt mit dem Verkauf der Personal-Computer-Sparte des weltgrößten Computerkonzerns an den führenden chinesischen PC-Hersteller Lenovo auf die wachstumsträchtigeren und viel lukrativeren IBM-Sparten. Palmisano will mit der Betonung des Dienstleistungsgeschäfts sowie mit Servern, Großrechnern, Software und Chips mehr Geld verdienen als mit dem gewinnschwachen PCs. Das ist sein Hauptziel und war lange von der Wall Street gefordert worden.

Er sieht in den PCs ein Massengeschäft, das sich mehr und mehr an Einzelkäufer richtet und damit zunehmend den Charakter der Verbraucherelektronik erhält. Dort haben nach seiner Ansicht nur noch Großproduzenten mit entsprechend kostengünstiger Fertigung eine Chance. Dass mit PCs auch noch viel Geld zu verdienen ist, das hat der PC-Branchenführer Dell der Nummer zwei Hewlett-Packard und dem drittgrößten PC-Anbieter IBM allerdings seit Jahren vorexerziert.

Als IBM 1981 seinen ersten PC, einführte machte der Computer-Branchenführer den Kardinalfehler, der winzigen Firma Microsoft und dem mittelgroßen Chip-Hersteller Intel die Betriebssoftware beziehungsweise die PC-Chips zu überlassen. Microsoft und Intel wurden dadurch zu Riesenunternehmen mit Milliardengewinnen.

„In den vergangenen Jahren haben wir IBM aggressiv neu positioniert und zum global führenden Anbieter von innovativen Lösungen für Unternehmen und Institutionen jeder Größe und aller Branchen gemacht“, begründete Palmisano den Ausstieg aus dem PC-Geschäft. IBM hatte sich bereits vorher aus dem PC-Einzelhandelsverkauf und der Desktop-Fertigung zurückgezogen.

IBM wird einen Anteil von 18,9 Prozent an Lenovo halten. Der Preis der IBM-PC-Sparte mit einem Jahresumsatz von mehr als neun Mrd. Dollar und mehr als 10 000 Beschäftigten ist mit 1,75 Mrd. Dollar, einschließlich der Übernahme von 500 Mill. Dollar IBM-Verpflichtungen, relativ bescheiden.
IBM hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 89,1 Mrd. Dollar, verdiente 7,6 Mrd. Dollar und beschäftigte weltweit 319 000 Menschen. Die PC-Sparte brachte rund zehn Prozent des Konzernumsatzes. Das von Palmisano forcierte Dienstleistungsgeschäft mit Gesamtlösungen für die Informationstechnologie-Bedürfnisse von Unternehmen und Organisationen in aller Welt bringt inzwischen mehr als die Hälfte des Umsatzes. Das Server- und Großrechnergeschäft läuft ebenso wie die Softwaresparte auf vollen Touren. Bei hochwertigen Chips hat IBM ebenfalls eine starke Position.

IBM sah sich angesichts des Siegeszuges der PCs und mittelgroßer Rechner während der achtziger und frühen neunziger Jahre mit den dinosaurierartigen IBM-Großcomputern in die Enge gedrängt und verbuchte 1993 einen Rekordverlust von acht Mrd. Dollar. Damals dachte das Unternehmen ernsthaft an eine völlige Aufspaltung. Der damalige IBM-Chef Louis V. Gerstner brachte den Konzern wieder auf Vordermann und leitete die verstärkte Neuausrichtung auf das Dienstleistungsgeschäft ein. Jetzt ist mit dem Ausstieg aus dem PC-Geschäft wieder ein grundsätzlicher Einschnitt bei IBM erfolgt.

IBM hatte jahrzehntelang unter der Führung der Watson-Dynasty gestanden. Thomas H. Watson hatte IBM 42 Jahre lang geführt. Er hatte IBM mit Hollerit- und anderen mechanischen Rechenmaschinen bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1956 zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von 892 Millionen Dollar und 72.500 Mitarbeitern gemacht. Sein Sohn Thomas J. Watson Jr. verwandelte IBM mit Hilfe der Großrechner bis 1971 zu einem Mammutkonzern mit 8,3 Milliarden Dollar Umsatz und 270 000 Beschäftigten. Die Gesellschaft verbucht heute das elffache des damaligen Umsatzes. IBM hat allerdings auch nach Abgabe der PC-Sparte weiterhin die Führung vor Hewlett-Packard. Der zweitgrößte Computerkonzern hatte 2003 rund 73 Milliarden Dollar umgesetzt.

ZDNet.de Redaktion

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