UMTS bringt sinkende Gesprächspreise

Die neue Mobilfunktechnik UMTS steht in immer mehr Ländern vor dem Realitätscheck: Die France-Télécom-Tochter Orange hat diese Woche in Frankreich und Großbritannien mit der Vermarktung von UMTS-Mobiltelefonen begonnen. Die ungarische Regierung hat UMTS-Lizenzen an T-Mobile, die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, und den Konkurrenten Pannon vergeben.

Nächstes Jahr soll es dort mit der neuen Technik losgehen. Und der US-Mobilfunkbetreiber Sprint hat Lucent beauftragt, ein Netz für die neue schnellere Übertragungstechnik aufzubauen, wie die Unternehmen gestern mitteilten. Damit wird das magische Kürzel UMTS zunehmend mit Leben gefüllt. Bis zum Jahresende erwarten Analysten der Deutschen Bank, dass weltweit etwa 60 dieser Hochgeschwindigkeitsnetze in Betrieb sein werden – am Jahresanfang waren es gerade mal 16. „Wir befinden in einer Phase, die von Technologieumbrüchen geprägt ist“, heißt es in einer Analyse von Credit Suisse First Boston, „und das Tempo bei der weltweiten UMTS-Einführung wird sich in den nächsten zwölf Monaten noch beschleunigen.“

In Zeiten, in denen der teure Mobilfunkstandard bei den Unternehmen zu enormen Schuldenbergen führte, durch Verzögerungen, technische Schwierigkeiten und klobige, unattraktive Handys von sich reden machte, scheinen vorbei. Mit der ursprünglichen euphorischen Vision des UMTS-Handys als Alleskönner hat die Realität derzeit aber dennoch nicht viel zu tun. Die neuen Mobiltelefone sollten Computer, Fernseher, Zeitung, Kreditkarte, Videorecorder und CD-Spieler in einem Gerät vereinen, die Umsätze der Mobilfunkgesellschaften in neue Höhen treiben und so die Ausgaben von 109 Mrd. Euro allein für die UMTS-Lizenzen in Europa wieder einspielen.

Inzwischen sehen Experten die Technik nüchterner: „Sprachtelefonie wird bei weitem der wichtigste Dienst im Mobilfunkgeschäft bleiben“, schreiben Marktforscher von Gartner in einer Studie. Die größeren Kapazitäten der UMTS-Netze würden es den Betreibern erlauben, das mobile Telefonieren zu deutlich niedrigeren Preisen anzubieten.

Das soll die Kunden dazu verleiten, häufiger mit dem Handy zu telefonieren und das Festnetztelefon zu Hause unnötig zu machen. Daher bieten Mobilfunker wie O2 und E-Plus bereits günstigere Tarife für Anrufe aus dem Mobilfunk ins Festnetz an. E-Plus stellt sich auch auf weiter sinkende Preise ein: „Wir werden verstärkt um Kunden kämpfen, da spielen attraktive Tarife natürlich eine Rolle“, sagte E-Plus-Chef Uwe Bergheim. Auch Vodafone, die Nummer zwei auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, testet neue Tarifmodelle aus um herauszufinden: Wie muss ein Produkt aussehen, das das Festnetztelefon durch das Handy ersetzt?

Die Vorreiterrolle auf dem Weg zu niedrigeren Gesprächspreisen spielten bislang die europäischen Mobilfunktöchter des Hongkonger Konzerns Hutchison Whampoa, die teilweise bereits Anfang 2003 UMTS-Dienste auf den Markt brachten und damit in Europa die Ersten waren. In einigen Fällen bieten die Unternehmen nach Angaben von Analysten Handy-Gespräche zu einem Fünftel des Preises ihrer Konkurrenten an. Die britische Hutchison-Tochter will auch weiter der billigste Anbieter bleiben: „Das ist unser Wettbewerbsvorteil, und den wollen wir behalten“, sagte Bob Fuller, Chef des britischen Hutchison-Mobilfunkarms, nach dem UMTS- Start des Konkurrenten Orange.

Um die Vielzahl neuer Datendienste, die UMTS ermöglichen sollte, ist es dagegen eher still geworden – bis auf Videotelefonie und das Herunterladen von Musik. Mit beiden Services verbinden die Mobilfunkbetreiber am ehesten die Hoffnung auf steigende Datenumsätze, die bislang 16 bis 18 Prozent der Unternehmensumsätze ausmachen und nur sehr langsam zunehmen.

Die Branchenexperten sind noch nicht überzeugt. „Die meisten Datendienste waren bisher ein Flop“, heißt es in einer Gartner-Analyse. Die Mobilfunkgesellschaften müssten jetzt erst Partner finden und neue Daten-Angebote mit ihnen entwickeln. Ansonsten gebe es kaum Argumente für den Privatkunden, sich ein UMTS-Gerät anzuschaffen.

ZDNet.de Redaktion

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