Seit Sonntag gibt es Sonys tragbare Spielekonsole Playstation Portable (PSP) in Japan zu kaufen. Erstmals wagt sich der Elektronikriese damit zehn Jahre nach dem Einstieg in das Geschäft mit Spielekonsolen auf den Markt der tragbaren Konsolen, der bisher in Händen einer Firma ist: Nintendo – dem Macher des „Gameboy“. Der Kampf um die tragbare Cyberwelt hat begonnen.
„Sieht doch cool aus, oder?“ Der 23 Jahre alte Student Ken Hirayama wiegt das Objekt der Begierde in seinen Händen: 17 Zentimeter lang, schwarz, auf der einen Seite ein fast handgroßer Bildschirm, auf der anderen in silbernen Lettern die Buchstaben PSP. „Die Nachfrage heute war gewaltig“, meint Verkäuferin Mai Matsumoto vom Elektronikladen Yodobashi Camera im Tokioter Stadtteil Shinjuku. Zum Verkaufsstart hatte die Filiale ab 6 Uhr morgens geöffnet – 800 bis 1000 Kaufwillige standen Schlange. Dreieinhalb Stunden später war die PSP ausverkauft.
Sony hatte allerdings landesweit auch gerade einmal 200 000 Konsolen bereitgestellt. Einige hundert Meter weiter bei Bic Camera gibt es am Mittag noch einmal Nachschub, der durch ein Fenster direkt an die Passanten verkauft wird. 30 bis 40 Minuten stehen die Käufer im Nieselregen Schlange.
Der 13 Jahre alte Satoshi Takagi hat eine Konsole ergattert. „Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk“, meint seine Mutter. Gerade noch so nimmt Sony das Weihnachtsgeschäft in Japan mit – in den USA und Europa verpasst Sony es.
Nintendo hat seine mobile Konsole, Nintendo DS, schon zwei Wochen früher auf den Markt gebracht und sich einen Startvorteil erarbeitet. Bereits mehr als eine Million seiner silberfarbenen DS-Konsole wurden in Japan und den USA abgesetzt. Mit der Produktion kommt man derzeit nicht hinterher. Bis Ende März sollen fünf Millionen Konsolen versandt sein – mit rund doppelt so vielen, meint Nintendo-Chef Satoru Iwata, wird das Geschäft richtig lukrativ. Sony rechnet bis Ende März mit drei Millionen Konsolen. Dann sollen beide Konsolen auch in Europa erhältlich sein.
Analysten glauben, die PSP könnte bis zu 30 Prozent Marktanteil erlangen. Nintendo gibt sich gelassen. „Ich habe nicht die Absicht, mich in einen Verdrängungskampf verwickeln zu lassen“, meint Iwata. „Das Ziel der Konsolen ist verschieden.“ Die PSP setze auf die „alte Erfolgsformel“ – bessere Grafik, komplexere Spiele. „Wir denken dagegen, dass wir damit nicht mehr alle befriedigen und unsere Kundenbasis nicht vergrößern können.“
Nintendo will mit seiner Konsole für rund 15.000 Yen (gut 110 Euro) auch Frauen und ältere Nutzer ansprechen. Die aufklappbare DS hat zwei Bildschirme, einer davon ein Touch-Screen. Per Stift oder Finger kann der Spieler so ins Spiel eingreifen – und irgendwann auch per Pusten Cyberkerzen ausblasen, meint Nintendos Top-Spieleerfinder Shigeru Miyamoto, Vater von Bestsellern wie „Super Mario“. So will Nintendo die Cyberwelt leichter zugänglich machen.
Sony setzt mit Hochleistungsgrafik und großem Bildschirm auf ältere Spielefans. Zudem kann die PSP Filme und Musik abspielen. Allerdings muss sich dazu erst noch das Sony-eigene Speichermedium UMD in Hollywood durchsetzen. Die Verhandlungen laufen noch.
Bei rund 20.000 Yen (gut 150 Euro) in der Grundversion gehen Analysten davon aus, dass Sony beim Hardwareverkauf kaum Geld verdient. Das Unternehmen hofft auf Einnahmen durch die UMD – und vor allem Spielesoftware. Sonys dominierende Spielekonsole Playstation 2 zieht auch Fans zu der PSP. Playstation-Fan Hirayama etwa hatte bisher noch keine tragbare Konsole, will sich die PSP aber nun kaufen.
Für viele war die Frage an diesem Sonntag denn auch gar nicht „Entweder-Oder“. „Die DS habe ich mir schon vorige Woche gekauft“, meint der 13-jährige Satoshi, die Einkaufstüte mit der Sony-Konsole stolz in der Hand hält. „Aber die ist ja irgendwie anders. Da wollte ich beide.“
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