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Software-Branche vor dem Umbruch

Zum Schluss halfen die Treuebänder der Peoplesoft-Mitarbeiter ebenso wenig wie die Schwüre von Peoplesoft-Gründer David Duffield, den Übernahmegelüsten des Softwaretitans Oracle zu trotzen. Am vergangenen Freitag ließ Peoplesoft-Verhandlungsführer George Battle per Telefon dem Rivalen Oracle eine Zahl übermitteln: 26,50. Mit dieser Zahl war die Übernahmeschlacht beendet.

Oracle stockte sein Angebot von 24 auf 26,50 Dollar je Peoplesoft-Aktie auf. Übers Wochenende verhandelte dann eine Delegation von Peoplesoft-Aufsichtsräten und Managern mit Oracle-Chef Larry Ellison und dessen engsten Beratern Charles Phillips und Safra Catz. Da sei es nur noch um „Dinge wie Mitarbeiterabfindungen und Aktienoptionen“ gegangen, sagt Phillips. Am späten Sonntagabend war der Deal eingetütet: Oracle legt noch mal eine Milliarde Dollar drauf und führt vorerst Peoplesofts Produktlinien weiter. „Das ist ein ganz trauriger Tag für mich“, schrieb Duffield seinen Mitarbeitern in einer internen E-Mail.

Die Übernahmeschlacht ist geschlagen, doch in der Branche fängt das Gerangel erst richtig an. Unter dem Druck sinkender Softwarepreise, gestiegener Kosten bei der Kundenbetreuung und höherer Forschungsausgaben steht die Softwarebranche vor einem Umbruch. „Die Starken werden stärker und die Schwachen schwächer“, philosophierte Oracle-Chef Ellison nach der erfolgreichen Übernahme. Das sieht Bruce Richardson vom US-Beratungshaus AMR Research genauso: „Wir werden eine weitere Konzentration in der Softwareindustrie erleben.“ Ein zusätzlicher Kraftschub.

Die 10,3-Milliarden-Dollar-Hochzeit beendet ein in der Branche beispielloses 18-monatiges Ringen. Mehrmals hatte Ellison das Angebot für Peoplesoft erhöht und wieder gesenkt; die Kontrahenten verklagten sich; der Streit kostete dem damaligen Peoplesoft-Chef Craig Conway vor wenigen Wochen den Job – Gründer Duffield übernahm wieder das Ruder. Legendär sind die Pöbeleien der Egomanen Ellison und Conway. Wenn er Conway und dessen Labrador Abbey träfe und nur eine Kugel übrig hätte, „glauben Sie mir, dann wäre sie nicht für den Hund“, giftete Ellison schon 2003. Conway hatte die Lacher auf seiner Seite, als er Abbey während einer Konferenz in kugelsicherer Weste auftreten ließ.

Das hat möglicherweise Abbey gerettet – aber nicht Peoplesoft. Der war durch die Übernahme des Konkurrenten J. D. Edwards 2003 an Oracle vorbei zur Nummer zwei im Marktsegment für Unternehmenssoftware aufgerückt und hatte so erst Ellisons Interesse geweckt. Nun kann der Oracle-Chef den Abstand zu Marktführer SAP verringern – wenn auch nur ein wenig. Der US-Marktforscher Gartner rechnet Oracle und Peoplesoft gemeinsam einen Marktanteil von 13,7 Prozent zu – aber SAP kommt immer noch auf knapp doppelt so viel. Deutlicher verringert Ellison mit der Übernahme die Abhängigkeit seines Konzerns vom Datenbankgeschäft, das noch immer fast 80 Prozent des Umsatzes liefert.

ZDNet.de Redaktion

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