Telekomkonzerne gliedern immer öfter ihre Großhandelssparte aus – externe Dienstleister sollen für die Unternehmen im großen Stil Gesprächsminuten im weltweiten Telefonnetz kaufen und verkaufen. Der belgische Telekombetreiber Belgacom macht den Anfang: Verhandlungen mit einem möglichen Kooperationspartner seien weit fortgeschritten: „Wir befinden uns der Phase, in der die Bücher geprüft werden“, sagt Belgacom-Chef Didier Bellens. Eine Einigung sei jedoch nicht vor Jahresende zu erreichen. Nach Informationen aus der Branche verhandelt Belgacom mit dem schweizer Konkurrenten Swisscom über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, in dem die margenschwachen Großhandelsabteilungen – im Fachjargon Wholesale genannt – gebündelt werden
Andere Konzerne, darunter Telekom Austria und Telia Sonera erwägen ebenfalls, ihr Großhandelsgeschäft auszulagern, verlautet aus der Branche. Die Überlegungen seien aber noch in einem frühen Stadium.
Das Geschäft mit dem Handel von Kapazitäten in den weltweiten Telekommunikationsnetzen war lange Zeit profitabel – mit Margen von mehr als zehn Prozent. „Durch den Ausbau der Netze sind die Kapazitäten in den vergangenen Jahren aber enorm gestiegen und die Preise drastisch gesunken“, sagt Roman Friedrich, Telekomexperte bei Booz Allen Hamilton. Die Gesprächspreise sind weltweit um zehn Prozent pro Jahr gefallen. Beim Übertragen von Daten war der Preisverfall noch drastischer – mit einem Minus von 50 Prozent pro Jahr. Das Ergebnis: Das Großhandelsgeschäft ist vor allem für die kleineren Telekombetreiber zu einem Verlustbringer geworden. Bei einem Jahresumsatz der Sparte von unter einer Mrd. Euro sei eine Auslagerung empfehlenswert, sagt Friedrich.
Belgacom setzte 2003 im Großhandelsgeschäft 626 Millionen Euro um. Beim möglichen Kooperationspartner Swisscom sind die Umsätze dieser Sparte 2003 auf 755 Millionen Franken (500 Millionen Euro) und damit um ein Viertel zurückgegangen, nachdem der Konzern seine Großhandelsgeschäfte in Nordamerika aufgegeben hatte.
Von der Auslagerung wollen unter anderem Telekommunikationsbörsen wie die Düsseldorfer Eutex profitieren. Telekomanbieter wie Colt Telecom und Talkline bieten ihre überschüssige Netzkapazitäten über Eutex zum Verkauf an und kaufen dort Telefonminuten in anderen Netzen. Künftig will das Unternehmen auch das Großhandelsgeschäft für Telekombetreiber abwickeln. „Es wird zu Outsourcing-Deals kommen, aber im größeren Stil wohl erst ab 2006 und damit deutlich später als gedacht“, sagt Eutex-Chef Dirk Reupke. Die Telekombetreiber schieben diesen Schritt offenbar hinaus, da sie möglicherweise Abschreibungen auf ihre Netze fürchten.
Eutex verhandelt nach Brancheninformationen mit zwei Anbietern über eine solche Teil-Auslagerung. Das Unternehmen erhofft sich davon ein Umsatzplus von fünf bis zehn Prozent. Für dieses Jahr gehen Experten bei Eutex von einem gegenüber dem Vorjahr eher stagnierenden Umsatz aus. Er lag 2003 bei 104 Millionen Euro. Analysten erklären die Stagnation mit anhaltendem Preisdruck.
Und das wird sich vorerst wohl nicht ändern: Marktforscher von Ovum sagen bis zum Jahr 2008 weiter sinkende Umsätze im internationalen Wholesale-Geschäft voraus. Die Zahl der Gesprächsminuten werde dagegen steigen.
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