Internet der Zukunft: Träume von Breitband und Multicast

Das Internet von heute kann mit der Effizienz von Movie Beam einfach nicht mithalten. Wollte Movie Beam das Internet verwenden, müsste es an jeden Nutzer 10 GByte an Daten versenden – ungefähr die Datenmenge von zehn komprimierten DVDs.

Falls es eine Million Movie Beam-Benutzer gäbe, wären das 10 Petabyte (!) an Daten jede Woche – was 15 Prozent des gesamten Internet-Traffics der USA nur für diesen einen Service entspräche. Und wenn mehr Leute diesen Service nutzen wollten, würden die Anforderungen an das Netzwerk entsprechend ansteigen.

Die derzeitige Internet-Technologie kann das nicht leisten. Es gibt allerdings eine Lösung, um das Internet stärker zu einer Sende-Plattform zu machen und damit zu einem effizienteren Unterhaltungsmedium.

Multicast ist eine Technologie, mit der Daten auf effiziente Weise über das Internet ausgestrahlt werden können. Bei Multicast braucht nur eine einzige Kopie des Films über das Internet übertragen zu werden – und diese Kopie würde für jeden Benutzer, der eine eigene Kopie wünscht, repliziert. Falls das Internet Multicast-fähig wäre, bräuchte Movie Beam nur 10 Gigabyte pro Woche über das Internet zu verschicken, egal, wie viele Benutzer es gäbe.

Multicast wurde in den 1980er Jahren entwickelt, und die meisten Router für den Internet-Traffic sind bereits dafür konfiguriert. Warum also wurde diese Funktion bislang nicht aktiviert?


Multicast wurde in den 1980er Jahren entwickelt, und die meisten Router für den Internet-Traffic sind bereits dafür konfiguriert. Warum also wurde diese Funktion bislang nicht aktiviert?

Leider sind Internet Service Provider bislang äußerst zögerlich beim Einsatz der Multicast-Technologie, und bislang gibt es keinerlei Pläne zur Zusammenarbeit bei der Bereitstellung von Multicast. Aber es wird allmählich Zeit für ein solches Konzept. Eine Möglichkeit bestünde darin, dass Internet Provider beliebte Inhalte über Satelliten-Netze ausstrahlen. In jedem Fall bleibt zu hoffen, dass Multicast bald verfügbar sein wird. Erst dann wird das Internet sein Versprechen, ein Breitbandmedium zu sein, erfüllen.

Zum Autor
Vint Cerf ist Chairman der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers und Senior Vice President of Technology Strategy bei MCI. Cerf gilt als einer der ‚Väter des Internets‘ und ist Mitentwickler des TCP/IP-Protokolls sowie der Architektur des Internets.

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ZDNet.de Redaktion

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