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Banken stehen im Worldcom-Streit unter Druck

Im Worldcom-Prozess um milliardenschwere Schadensersatzforderungen gegen Management und Banken des zusammengebrochenen Telekomriesen haben die Kläger einen wichtigen Etappensieg errungen. Anwälte der Investoren einigten sich mit einem Großteil der einstigen Worldcom-Geschäftsführung auf einen Vergleich. „Die meisten Ex-Manager und Aufsichtsräte haben bereits zugestimmt“, verlautete aus Anwaltskreisen. Die außergerichtliche Einigung könnte noch in dieser Woche offiziell verkündet werden. Über den Inhalt drang nichts nach draußen.

Damit steigt nach Ansicht von Beobachtern der Druck auf die insgesamt 16 angeklagten Geldhäuser – darunter die Deutsche Bank und die WestLB – , sich zu vergleichen. Zu dieser Frage wollten sich die beiden deutschen Institute nicht äußern. Die zuständige Richterin Denise Cote hat bereits Mitte Dezember ein zentrales Argument der Verteidigung zurückgewiesen und den Weg für die Eröffnung des Hauptverfahrens am 28. Februar frei gemacht.

Der Zusammenbruch von Worldcom im Jahr 2002 war die größte Pleite der Wirtschaftsgeschichte. Das Unternehmen hatte jahrelang seine Bilanzen gefälscht und in dieser Zeit mit Hilfe vieler Banken Anleihen im Wert von mehr als 15,5 Milliarden Dollar ausgegeben. Als der Schwindel aufflog, stürzte der damals zweitgrößte US-Telekomkonzern wie ein Kartenhaus zusammen.

Käufer von Worldcom-Aktien und -Anleihen verlangen Schadensersatz von den Banken, von der damaligen Geschäftsführung und vom Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen. Der US-Bankriese Citigroup, der maßgeblich an den Emissionen beteiligt war, hat bereits im Herbst einem Vergleich zugestimmt. Citigroup zahlt die Rekordsumme von 2,575 Milliarden Dollar. Die anderen Banken hätten sich für weitere insgesamt 2,8 Milliarden Dollar freikaufen können, schlugen dies jedoch aus. Nun verlangen die Kläger mehr. „Der Preis ist gestiegen“, sagte Anwalt John Coffey von der New Yorker Kanzlei Bernstein Litowitz, Berger & Grossmann. Er vertritt den mehr als 100 Milliarden Dollar schweren Pensionsfonds des Bundesstaats New York, der als Hauptkläger die Sammelklage vorantreibt.

Der Vorwurf gegen die Banken lautet, sie hätten Worldcom genauer überprüfen und die Fälschung bemerken müssen. „Es gab Warnsignale wie zum Beispiel die exzessiven immateriellen Vermögenswerte, die Worldcom in der Bilanz führte“, argumentiert Coffey. Ein Sprecher der Deutschen Bank wies den Vorwurf zurück. Die Kreditinstitute hätten sich auf das Urteil des Wirtschaftsprüfers Arthur Andersen verlassen. „Wenn der Wirtschaftsprüfer den Betrug nicht findet, wie kann ein Investmentbanker ihn finden?“ sagte der Sprecher.

Doch dieses Argument ließ Richterin Cote nicht gelten. „Wertpapierhäuser haben eine andere Funktion als Wirtschaftsprüfer“, erklärte sie in einer Vorentscheidung am 15. Dezember, „sie haben speziellen Zugang zu Informationen eines Emittenten.“ Nach Ansicht der Richterin „verlassen Anleihe- und Aktienkäufer sich darauf, dass die Banker für die Veröffentlichung relevanter Informationen sorgen.“

Richterin Cote lehnte den Antrag der Banken ab, die Klage abzuweisen. Cote ließ auch interne Berichte als Beweismittel zu. Einige Banken, darunter die Deutsche Bank, hatten die Bonitätsbewertung des Schuldners Worldcom herabgestuft, während sie fast gleichzeitig Anleihen des Unternehmens auf den Markt brachten. Die internen Einschätzungen wurden in den Verkaufsprospekten für Anleihe- Investoren nicht erwähnt. Dort erschienen nur die routinemäßigen Risikohinweise. Allerdings hatte die Bank Worldcom immer noch mit „Investmentgrade“ eingestuft. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, erhöhte das Institut nach der internen Herabstufung die Kreditlinien für Worldcom noch einmal.

Der Wertpapierrechtsexperte Lewis Lowenfels, Partner der Kanzlei Tolins & Lowenfels, gibt den Banken schlechte Karten: „Die Banken können argumentieren, dass dieses technische Argument oder jenes Dokument ihr Handeln rechtfertigt. Aber in einer Gesamtbetrachtung lässt sich gut argumentieren, dass die Banken die Investoren auf Risikoaspekte hätten hinweisen sollen, die ihre Kreditabteilungen intern diskutierten“, sagte Lowenfels der „New York Times“.

Die größte Worldcom-Bank nach Citigroup ist die US-Großbank JP Morgan Chase. Sie verkaufte Worldcom-Anleihen über 3,24 Milliarden Dollar. Bank of America platzierte 1,1 Milliarden Dollar der inzwischen praktisch wertlosen Papiere. Die Deutsche Bank war mit 808 Millionen an der Dollar-Emission beteiligt; sie verkaufte außerdem Worldcom-Anleihen über 100 Millionen Euro und 40 Millionen Pfund. Die Westdeutsche Landesbank platziere Anleihen über 202 Millionen Dollar, 25 Millionen Euro und zehn Millionen Pfund.

ZDNet.de Redaktion

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