Unter anderem wegen des schwachen Dollars, sinkender Auslastung und dem Aufbau von Lagerbeständen rechnet Infineon damit, im Auftaktquartal 2004/05 die Erwartungen des Marktes zu verfehlen. Während Branchenprimus Intel die Anleger mit Rekordzahlen überraschen konnte, reiht sich der Münchener Chipkonzern damit wie AMD oder STMicroelectronics in die Reihe jener Unternehmen ein, die zuletzt für negative Schlagzeilen sorgten. Dies stellt auch auch für den erst im September angetretenen neuen Vorstandschef Wolfgang Ziebart einen Rückschlag dar.
„Alle Logiksegmente wurden durch den starken Verfall des Dollar-Kurses negativ beeinflusst“, begründete der viertgrößte Halbleiterhersteller der Welt am späten Mittwochabend in München unter anderem die Ankündigung. Das Unternehmen erwarte für das erste Quartal des im Oktober angelaufenen Geschäftsjahres 2004/05 einen operativen Gewinn (Ebit) von rund 211 (Vorquartal: 113) Millionen Euro. Darin enthalten seien einmalige Lizenzeinnahmen von etwa 118 Millionen Euro aus der Einigung mit ProMos im Zuge eines Rechtsstreits. Der Umsatz im Zeitraum Oktober bis Dezember werde voraussichtlich rund 1,82 (1,99) Milliarden Euro betragen.
Den Ausblick für das zweite Quartal sowie die endgültigen Ergebnisse will Infineon wie geplant am 24. Januar vorlegen. „Infineon gibt derzeit keine weiteren Informationen bekannt“, hieß es. Bereits am 25. Januar müssen sich Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung den Fragen der Aktionäre stellen. Die Umsatz- und Gewinnwarnung von Infineon kommt überraschend: Zwar hatte der Konzern im November auf den bevorstehenden Abschwung hingewiesen. Doch ganz offensichtlich wurden die Münchener bereits im abgelaufenen Quartal hiervon härter getroffen als von Experten bislang erwartet.
Erst am Montag hatte der französisch-italienische Konkurrent STMicro, Europas Nummer zwei nach Infineon, wegen des schwachen Dollars für das abgelaufene Quartal das Verfehlen der angepeilten Gewinnmarge angekündigt. Der zweitgrößte Mikroprozessoren-Hersteller der Welt, Advanced Micro Devices (AMD), gab eine Umsatzwarnung ab.
Auch im mit 40 % Umsatzanteil wichtigsten Segment Speicherprodukte belastete dem Konzern zufolge der starke Euro das Ergebnis im Quartal. Hinzu kam eine bewusste Erhöhung der Lagerbestände. Das operative Ergebnis soll vor diesem Hintergrund – bereinigt um den Einmaleffekt der ProMos-Zahlung – 78 Millionen Euro betragen. Der Umsatz wird von Infineon auf rund 766 Millionen Euro veranschlagt.
Die Automobil- und Industrieelektroniksparte litt unter niedrigem Umsatz und aktivem Abbau von Lagerbeständen, was Auslastung und operative Marge drückte. Hier sei bei einem Umsatz von etwa 452 Millionen Euro ein Ebit von rund 50 Millionen Euro angefallen, teilte Infineon mit. In der Festnetzkommunikation sei voraussichtlich ein operativer Verlust von 29 Millionen Euro verbucht worden. Finanzielle Auswirkungen das am Dienstag überraschend aufgelösten Verkaufsvertrages über das Glasfaserkomponenten-Geschäft an Finisar und der nun geplanten Restrukturierung seien im Quartal aber nicht zu erwarten. Infineon hatte die Transaktion überraschend abgeblasen und angekündigt, Schadensersatzforderungen gegen die US-Firma zu prüfen.
Für den Bereich Sichere Mobile Lösungen (SMS) stellte Infineon einen Umsatz von 439 Millionen Euro sowie ein Ebit von lediglich zwei Millionen Euro in Aussicht. Hier hätten neben der Währungsproblematik niedrigere Absatzzahlen und Anpassungen der Lagerbestände bei den Kunden belastet.
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