Im Gegensatz zu den beiden Halbleiterherstellern AMD und ST Microelectronics haben die meisten anderen Unternehmen der Branche im wichtigen vierten Quartal ihre Wachstumsziele erreicht, zum Teil sogar übererfüllt. Dies belegen die ersten Quartalszahlen. Auch wenn die Börse den deutschen Softwarekonzern SAP am Dienstag mit Kursabschlägen bestraft hat: Der führende Hersteller von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware hat den für das Gesamtjahr prognostizierten Umsatzanstieg um zehn Prozent auf 2,36 Milliarden Euro mit einer Punktlandung geschafft. Auch bei den großen US-Softwareanbietern wie Oracle, Siebel und Microsoft rechnen Analysten nicht mit Enttäuschungen.
Der SAP-Konkurrent Siebel hatte bereits vergangene Woche für das wichtige Jahresendquartal einen vorläufigen Umsatz von rund 389 Millionen Dollar gemeldet. Das war deutlich mehr als erwartet: Analysten hatten im Schnitt mit lediglich 346 Millionen Dollar gerechnet. Der Software-Branche dürfte der Dampf auch in den nächsten Monaten nicht ausgehen.
Wichtige Impulse hierfür gehen von zwei Fusionen aus, die noch kurz vor Jahresschluss die lang erwartete Konsolidierung der Branche vorangetrieben haben: Mitte Dezember endete die anderthalb Jahre dauernde Übernahmeschlacht zwischen Oracle und Peoplesoft mit der Übernahme von Peoplesoft für 10,3 Milliarden Dollar. Nur drei Tage später wurde das Geschäft durch eine noch größere Fusion überboten: Der Sicherheitssoftware-Anbieter Symantec schluckte die auf Datenspeicherung spezialisierte Veritas im Zuge eines Aktientauschs für 13,5 Milliarden Dollar. Beide Zusammenschlüsse, da sind sich die Experten sicher, werden für Dynamik im Markt für Unternehmenssoftware und Software für den Betrieb von Computernetzen sorgen.
Auch Microsoft bleibt auf Wachstumskurs. Trotz fehlender Produktinnovationen in den beiden wichtigsten Sparten des Konzerns, des PC-Betriebsystems „Windows“ und der Bürosoftware „Office“, konnte Microsoft im Jahr 2004 rund 15 Prozent Umsatzwachstum verzeichnen. Das dürfte der größte Software-Verkäufer der Welt vor allen Dingen einem kräftigen Anstieg der PC-Verkäufe verdanken. So gut wie jeder Rechner läuft mit Programmen von Microsoft.
„2004 war ein sehr gutes Jahr für uns“, sagte gestern Bernd Bischoff, Chef von Fujitsu Siemens Computers (FSC) der Nachrichtenagentur Bloomberg. Vor allem im vierten Quartal hätte Europas größter PC-Hersteller deutlich mehr Geräte verkauft als zunächst erwartet. Der Manager betonte gleichzeitig, dass ein Abschwung nicht in Sicht sei. Das neue Jahr habe für die Münchener Firma gut begonnen.
Doch nicht nur die großen Konzerne der Branche sind mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden. Auch das schwäbische Systemhaus Bechtle, das sich auf den Mittelstand konzentriert hat, meldete für 2004 einen Rekordumsatz von mehr als einer Milliarde Euro sowie Rekordgewinne. Kleine und mittlere Firmen gelten aus Sicht der IT-Industrie als die Wachstumsbringer im neuen Jahr. Der Einsatz von Informationstechnik in mittelständischen Betrieben soll deshalb ein Schwerpunktthema der Computermesse CeBIT im März in Hannover werden.
Nicht alle Firmen in der IT-Industrie haben aber Grund zur Freude. Vor allem für die Chiphersteller brechen harte Zeiten an. Weil sie im vergangenen Jahr ihre Kapazitäten viel zu stark ausgebaut haben, sind die Preise für viele Produkte jetzt im Keller. Das führte bei ST Microelectronics zu einer Marge, die bereits im vierten Quartal deutlich unter der Prognose lag. Und der Aktienkurs von AMD fiel um ein Fünftel, weil der Gewinn des US-Konzerns im vierten Quartal eingebrochen ist.
Dazu kommen hausgemachte Probleme. So scheiterte der Münchener Chiphersteller Infineon bei dem Versuch, sein defizitäres Glasfasergeschäft zu verkaufen. Das könnte den Gewinn von größten Europas größtem Halbleiterproduzenten in diesem Jahr schwer belasten, fürchten Analysten.
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