Der Telekom-Anbieter Arcor, Eschborn, will 2005 den Umsatz um mehr als zehn Prozent steigern. „Nach dem ersten Halbjahr 2004 (30.9.) haben wir ein Wachstum von 14 Prozent angepeilt. Und dieses Wachstumstempo wollen wir auch 2005 halten“, sagte Arcor-Chef Harald Stöber dem „Handelsblatt“.
Mit Erlösen von voraussichtlich mehr als 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 ist die Tochter des britischen Mobilfunkriesen Vodafone der größte Wettbewerber der Deutschen Telekom im Festnetz.
Ein im November eingeführter Telefon-Pauschaltarif sowie die boomende Nachfrage nach DSL-Internetanschlüssen sorgen bei Arcor für Optimismus. Seit rund drei Monaten bietet Arcor eine monatliche „Telefon-Flatrate“ für alle Orts- und Ferngespräche in Deutschland zum Preis von 19,95 Euro sowie eine DSL-Flatrate für unter zehn Euro an. „Die neuen Tarife sind eingeschlagen wie eine Bombe“, so Stöber. Das gelte sowohl für die Zahl der DSL-Kunden als auch für ISDN. So dürfte die zum Halbjahr genannte Zahl von 223.000 DSL-Kunden inzwischen deutlich höher liegen. Genaue Kundenzahlen will Stöber jedoch erst im März nennen.
Trotz drastischer Preissenkungen kann Arcor mit Pauschaltarifen profitabel wachsen. Denn im Gegensatz zu Wiederverkäufern von Telefon- und DSL-Anschlüssen der Deutschen Telekom wie United Internet oder Freenet verfügt Arcor über ein eigenes Netz. „Solche Pauschaltarife lohnen sich erst, wenn man die notwendige Zahl von Übergabepunkten in den Ortsvermittlungsstellen hat“, sagte Stöber. United Internet hat deshalb kürzlich den Aufbau eigener Netztechnik für DSL-Internetanschlüsse angekündigt.
Wachstumstreiber bleibt nach Einschätzung von Arcor das Geschäft mit schnellen DSL-Internetanschlüssen. „Im Gesamtmarkt werden wir bis Ende 2005 auf über neun Millionen DSL-Kunden in Deutschland kommen und die Zuwachsrate vom Vorjahr noch übertreffen“, prognostiziert Stöber. Und auf diese Trägertechnologie werden Dienste wie Voice over IP und Videotelefonie kommen.
Im ersten Halbjahr 2004 hatte Arcor rund 476.000 ISDN-Festnetzkunden. Die Zahl der Call-by-Call- und Preselection-Kunden lag zusammen bei über fünf Millionen. Die Abdeckung des Arcor-Netzes soll „Ende 2005 auf rund 42 Prozent der Bevölkerung“ steigen. Arcor transportiert heute mit seinen Sprach- und Datenprodukten bereits zehn Prozent des Volumens im deutschen Festnetz.
Doch trotz rasantem Wachstum und operativen Gewinnen schreibt Arcor nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen noch immer einen Nettoverlust. Und auch 2005 wird laut Stöber unter dem Strich ein Minus bleiben.
In den Sternen steht weiterhin, wie eine künftige Eigentümerstruktur von Arcor aussehen könnte. Der Mobilfunkriese Vodafone, der durch die Übernahme von Mannesmann in den Besitz der Arcor-Mehrheit kam, hat mehrmals Verkaufsbereitschaft signalisiert. Allerdings stufen Finanzexperten Preisvorstellungen von rund einer Milliarde Euro als „viel zu teuer“ ein. Zuletzt hatten sich 2004 mehrere Private-Equity-Investoren für einen Kauf von Arcor interessiert. Diese waren laut Branchenkreisen jedoch nur bereit zwischen 500 und 700 Mill. Euro zu zahlen.
Immer wieder wird auch über einen Börsengang von Arcor spekuliert. Der war im Frühjahr 2001 bereits einmal geplant, aber dann wegen der Einbrüche an den Börsen auf Eis gelegt worden.
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