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Siemens-Restrukturierung zieht sich hin

Siemens-Chef Heinrich von Pierer tritt nach mehr als zwölf Jahren an der Konzernspitze mit einem deutlich über den Erwartungen liegen Quartalsgewinn ab. Einen konkreten Ausblick für das laufende Geschäftsjahr blieb der Konzern am Donnerstag aber ebenso schuldig wie ein Lösungskonzept für das defizitäre Handygeschäft.

Unter dem Strich gebe es Chancen, das Konzernergebnis auf vergleichbarer Basis auch im laufenden Geschäftsjahr 2004/05 zu verbessern, sagte der scheidende Vorstandschef am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München. „Jedenfalls sind alle Anstrengungen darauf gerichtet.“ Die ertragsstarken Bereiche würden ihren Erfolgsweg fortsetzen, und auch die von der Pannenserie bei Trambahnen geplagte Bahnsparte TS werde wieder schwarze Zahlen schreiben. Bei der Kommunikationssparte Com und dem IT-Dienstleister SBS gebe es jedoch Sonderlasten. „Die damit zusammenhängenden Ergebniseffekte lassen sich noch nicht im Einzelnen kalkulieren“, hieß es.

Damit zieht sich die Restrukturierung des in zahlreichen Geschäftsgebieten tätigen Industriekonzerns weiter hin. Von Pierer, künftig Chef des Aufsichtsrats, hatte für das Aktionärstreffen eigentlich einen konkreten Ausblick für das laufende Jahr angekündigt. Der US-Erzrivale General Electric (GE) hat für 2005 einen Gewinnanstieg um zehn bis 15 Prozent in Aussicht gestellt.

Der operative Gewinn kletterte im Quartal von Oktober bis Dezember auf 1,43 (1,36) Milliarden Euro, von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet. Unter dem Strich übertraf Siemens mit 1,00 (0,73) Milliarden Euro die Schätzungen ebenfalls, hierin enthalten war jedoch ein Sondererlös von 208 Millionen Euro aus dem Verkauf von Juniper-Aktien. Der Umsatz sank um ein Prozent auf 18,17 (18,33) Milliarden Euro.

Als Ertragsperlen stellten sich erneut die Bereiche Automatisierungstechnik (A&D), Kraftwerksbau (PG), der Automobilzulieferer VDO und die Medizintechnik (Med) heraus. Allerdings blieben sowohl Med als auch PG unter den Ergebnissen des Vorjahresquartals. Der zum 1. Oktober gebildete neue Kommunikationsbereich Com, die mit 60 000 Mitarbeitern und 18 Milliarden Jahresumsatz größte Sparte im Konzern, startete bereinigt um den Ertrag aus dem Verkauf der Juniper-Papiere mit einem Ergebniseinbruch auf 32 (Vorjahr 174) Millionen Euro.

Die Landesbank Rheinland-Pfalz sprach mit Blick auf die Quartalszahlen von einer positiven Überraschung, nannte das Ausbleiben einer Lösung für die Handy-Sparte aber enttäuschend. Die Siemens-Aktie verlor nach Veröffentlichung der Zahlen zunächst bis zu 1,5 Prozent, drehte dann aber ins Plus und notierte am Vormittag 62,58 um 1,3 Prozent im Plus.

Eine Lösung für das marode Handygeschäft, das seinen operativen Verlust im Quartal auf 143 (Vorquartal 141) ausweitete, präsentierte von Pierer den Aktionären nicht. „Besonders groß ist die Problemlage bei den Mobiltelefonen“, räumte er ein. Es gebe einen Fahrplan, Siemens werde diesen „zügig, aber nicht hastig“ abarbeiten und eine Lösung in den nächsten Wochen präsentieren. Von Pierer ließ durchblicken, dass er eine Schließung kritisch sehe. Alle vier Optionen – Verkauf, Schließung, Kooperation und Sanierung – bestünden aber fort.

„Siemens scheint sich entschieden zu haben, die Handysparte zu sanieren, anstatt sie zu verkaufen oder zu schließen“, sagte Nomura-Analyst Richard Windsor. „Wir denken, das bedeutet, dass die verzweifelten Versuche eines Verkaufs oder der Partner-Suche gescheitert sind.“ Experten hatten spekuliert, asiatische Firmen wie der Partner Ningbo Bird, NEC oder BenQ könnten an dem viertgrößten Handyhersteller der Welt interessiert sein. „Es läuft offenbar alles auf eine Kooperation in der Handy-Sparte hinaus“, sagte hingegen ein Börsianer. Dies habe nach den anfänglichen Kursverlusten zu dem Plus bei der Aktie geführt.

Vorstandschef von Pierer wechselt mit der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat, wo er den Vorsitz übernehmen will. Sein Nachfolger Klaus Kleinfeld steht vor der Aufgabe, mehrere renditeschwache Sparten auf Erfolgskurs zu bringen und Com sowie SBS neu auszurichten. Sieben von 13 Bereichen hatten im abgelaufenen Geschäftsjahr die Ertragsvorgaben verfehlt. Der 47-jährige Kleinfeld gilt als harter Sanierer und hat bereits das verlustreiche US-Geschäft binnen kurzer Zeit wieder in die Gewinnzone gebracht.

ZDNet.de Redaktion

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