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SAP kontert im Kampf um Retek

Der Übernahmekampf zwischen dem deutschen Softwarekonzern SAP und dem US-Wettbewerber Oracle um das Softwarehaus Retek geht in die nächste Runde.SAP hat am Donnerstag sein Übernahmeangebot an die Retek-Aktionäre um 29 Prozent aufgestockt. SAP bietet nun elf Dollar je Aktie, statt bisher 8,50 Dollar. Damit überbietet SAP deutlich die Gegenofferte von Oracle in Höhe von neun Dollar.

Das Board of Directors von Retek empfiehlt den Aktionären von Retek einstimmig die Annahme des geänderten Angebots der SAP.“Wir glauben, dass das Angebot von SAP ein gutes Geschäft für die Retek-Aktionäre darstellt“, erklärte Retek-Präsident und Vorstandschef Marty Leetsma. Von Oracle lag zunächst keine Stellungnahme vor.

SAP versteht sein neues Angebot über rund 620 Millionen Dollar als endgültig. Analysten hatten bereits das ursprüngliche Angebot in Höhe von einer halben Milliarde Dollar für Retek trotz des strategischen Werts als teuer bewertet. Im Geschäftsjahr 2004 erzielte Retek einen Umsatz von 174,2 Mio. $, beschäftigte 525 Mitarbeiter und erzielte einen Nettogewinn von 8,2 Millionen Dollar.

„In diesem Bieterwettstreit geht es wohl auch darum, welcher der beiden Konzerne das größere Ego hat“, zitiert Dow Jones einen Londoner Softwareanalysten. SAP hatte sich mit dem auf Software für den Handel spezialisierten US-Anbieter Retek bereits auf eine Übernahme geeinigt. Oracle hatte dann in der vergangenen Woche mit einem überraschenden Gegenangebot einen Übernahmekampf gestartet.

Oracle ist der weltgrößte Anbieter von Software für Datenbanken und will das Geschäft mit Anwendungssoftware für Großunternehmen und und Behörden als zweites Standbein massiv ausbauen. In diesem Markt ist das deutsche Softwarehaus SAP weltweit Marktführer.

Retek mit Sitz in Minneapolis hat derzeit mehr als 200 Kunden vornehmlich aus der Branche Handel, darunter der US-Konzern Sears sowie der britische Einzelhandelsriese Tesco und Textilketten wie GAP. Das Segment Handel gilt für die Softwarebranche deshalb als interessant, weil durch die breite Einführung von Funketiketten mittels RFID-Technologie in den kommenden Jahren hohe Investitionen in IT- und Software erwartet werden. Handelsriesen wie Wal Mart und Metro sind bereits dabei, die RFID-Technik einzuführen.

„Das Segment Handel genießt bei SAP strategische Priorität, und wir verfügen über langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Vermarktung von Lösungen für den Groß- und Einzelhandel“, betonte Vertriebsvorstand Léo Apotheker. „Wir haben mehr als 2400 Kunden im Segment Handel, darunter führende Unternehmen wie The Body Shop, Limited Brands und J. Crew.“

In der Branche wird nicht ausgeschlossen, dass sich beide Unternehmen auch in der Zukunft um attraktive Übernahmekandidaten rangeln werden. Vor zwei Monaten hatte Oracle-Chef Larry Ellison nach einer 18 Monate dauernden Übernahmeschlacht den SAP-Wettbewerber Peoplesoft für 10,3 Mrd. Dollar geschluckt. Oracle ist damit zur globalen Nummer zwei bei Unternehmenssoftware geworden. Beide Unternehmen streiten nun um die Vormacht auf dem US- Markt.

Oracle-Manager hatten vergangene Woche damit gedroht „SAP mit Übernahmen zu umzingeln“. Auch SAP-Chef Henning Kagermann schloss weitere Akquisitionen nicht aus: „Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass wir nicht die Augen offen halten“, sagte Kagermann. Neben dem Handel nannte Kagermann die Branchen High-Tech, die Finanzbranche und den Bereich der öffentlichen Hand als interessante Märkte für seine Computerprogramme.

ZDNet.de Redaktion

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