Yahoo greift United Internet an

Der Internet-Portalbetreiber Yahoo plant in Deutschland den Ausbau seiner Suchfunktionen und Kommunikationsdienste. Damit reagiert das Unternehmen auf die wachsende Konkurrenz etwa durch die aufstrebende United Internet AG. „Wir werden Yahoo als Internet-Plattform ausbauen“, sagte Yahoo-Deutschlandchef Terry von Bibra dem Handelsblatt in seinem ersten Interview nach dem Amtsantritt vor drei Monaten. Auch die Unterhaltungssparte mit dem Online-Spielebereich solle erweitert werden, kündigte von Bibra an.

Dafür wolle das Unternehmen in Deutschland neue Mitarbeiter einstellen und seine Email-Produkte verbessern, sagte der gebürtige Amerikaner. Der kostenlose Internet-Mailzugang gilt in der Branche als Schlüssel, um Online-Surfer anzulocken und ihnen anschließend gebührenpflichtige Dienstleistungen zu verkaufen. Um sich hier besser aufzustellen, hatte United Internet in der vergangenen Woche angekündigt, bis Jahresmitte das Portal des Konkurrenten Web.de zu übernehmen. Web.de zählt fast zwanzig Millionen Email-Konten und rund zehn Millionen Nutzer pro Monat.

Beide Unternehmen zusammen hätten laut der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung mehr als 16 Millionen Portalnutzer und damit eine größere Kundenfrequenz als der deutsche Marktführer T-Online. Auch Yahoo liegt mit rund zehn Millionen Nutzern (laut Nielsen Netratings) deutlich hinter United Internet und Web.de. Derzeit vertreibt das US-Unternehmen hier zu Lande mit 80 Mitarbeitern rund sechzig verschiedene Produkte. Ein Großteil davon ist kostenlos – etwa eine Suchmaschine für lokale Angebote, Nachrichten- und Finanzinformationen oder der Yahoo Messenger für Kurznachrichten. Die Umsätze stammen dabei größtenteils aus Werbung.

Von Bibra hofft auf Wachstum bei den Bezahldiensten: „Am besten entwickelt sich die Online-Partnersuche,“ erläutert er. Zudem boomt nach wie vor das Geschäft mit Klingeltönen für Mobiltelefone. Ob Yahoo Deutschland künftig kostenpflichtige Film-Downloads anbieten werde, müsse noch geprüft werden. „Die Nutzer sind bereit, für Inhalte zu zahlen – die Frage ist, wie viel sie zahlen wollen“, sagte der ehemalige Marketing-Manager des US-Online-Kaufhauses Amazon.

Nach Untersuchungen von Marktforschern wie der Medienberatung Goldmedia in Berlin wachsen zwar die Märkte für Bezahlinhalte im Internet insgesamt. Jedoch konzentriert sich die Nachfrage derzeit vor allem auf Musik. Auch 2005 werde mehr als ein Drittel des europaweiten Umsatzes mit Bezahlinhalten von Musikdownload-Diensten wie iTunes erwirtschaftet, schreiben die Marktforscher von Goldmedia in einer aktuellen Studie. Erst vom Jahr 2007 an könnten Videodownloads und Online-Spiele ein größere Rolle spielen. Deutsche Internet-Nutzer wollen den Angaben zufolge derzeit kaum mehr als zehn Euro pro Monat für Bezahlinhalte und -dienste ausgeben.

Der 41-Jährige Bibra ist erst seit Anfang Januar Chef von Yahoo Deutschland, nachdem sein Vorgänger Franz Dillitzer das Unternehmen im Herbst überraschend und ohne Angabe von Gründen verlassen hatte. Zu Umsatz und Ertrag in Deutschland macht der US-Konzern keine Angaben. Das Geschäft sei profitabel, heißt es lediglich.

ZDNet.de Redaktion

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