Die tschechische Regierung hat vier verbindliche Übernahmeangebote für die Mehrheit an dem Telekommunikationskonzern Cesky Telecom erhalten. Nach Angaben eines Sprechers der tschechischen Privatisierungsagentur haben Belgacom, Swisscom, Telefónica und ein Konsortium, bestehend aus den Finanzinvestoren Blackstone, CVC, Providence und dem französischen Telekomkonzern France Télécom, eine Offerte abgegeben. Gestern lief die Frist dafür ab.
Die genaue Höhe der verbindlichen Angebote blieb unklar. Zuvor hatten die Unternehmen unverbindliche Offerten abgegeben. Dabei hatte die spanische Telefónica nach Angaben von Branchenexperten die Nase vorn. Tschechiens Ministerpräsident Stanislav Gross sagte am Montag, er erwarte einen Erlös von mehr als 2,4 Milliarden Euro. Er kündigte eine „schnelle Entscheidung“ an, die Experten für Anfang April erwarten.
Belgacom und Swisscom wollen durch den Zukauf in Tschechien ihr Wachstum ankurbeln. Sie könnten dadurch zudem verhindern, selbst zu einem Übernahmekandidaten zu werden, sagen Analysten. Telefónica will durch die Übernahme nach Zentraleuropa expandieren. Bislang konzentrieren sich die Spanier auf ihr Heimatland und Lateinamerika.
Sollte das Konsortium um Blackstone bei dem tschechischen Telekomkonzern zum Zuge kommen, erwarten Experten eine Aufteilung des Unternehmens: Der Mobilfunkarm Eurotel würde dann wohl an France Télécom fallen und das Festnetzgeschäft bei den Finanzinvestoren bleiben. Das wäre aber nicht im Sinne der tschechischen Regierung, heißt es in der Branche.
Cesky Telecom sei unter anderem wegen Eurotel, dem tschechischen Mobilfunkmarktführer, die „Sahneschnitte“ unter den Kaufgelegenheiten auf dem zentral- und osteuropäischen Telekommarkt und daher auch eher teuer, sagt Bernd Scheed von der Unternehmensberatung Diamond Cluster. Die anderen zum Verkauf anstehenden Telekomanbieter in der Region werden derzeit deutlich niedriger – mit etwa 500 Millionen bis einer Milliarde Euro – bewertet. Dazu gehören beispielsweise die jeweiligen staatlichen Telekomgesellschaften in Albanien, Bosnien, Serbien und Weißrussland, bei denen die Privatisierung voraussichtlich nächstes Jahr ansteht.
Gabriel Berdar, Chef von Cesky Telecom, hat das Unternehmen seit Ende 2003 enorm vorangebracht, so dass der Konzern im Vergleich zu den Konkurrenten in Zentral- und Osteuropa sehr gut dasteht – mit einer operativen Gewinnmarge von 47 Prozent und einem Barmittelüberschuss von 650 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das Unternehmen setzte 2004 etwa zwei Milliarden Euro um.
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