ZDNet: Kann man von mittlerweile getrennten Linux-Welten sprechen?
Riek: So weit würde ich nicht gehen. Das verhindert schon die LSB, die Linux Standard Base. Allerdings gibt es schon bedenkliche Entwicklungen: Suse macht seine eigene Version vom 2.6-Kernel. Suse 9 hat in der Summe etwa 1500 Patches. Wir 58.
ZDNet: Suses Ex-CEO und heutiger Europachef von Novell Richard Seibt behauptet, jeder einzelne Patch sei notwendig und von den Kunden gefordert!
Riek: Von den Kunden – nicht aber von der Community. Das ist ja der Punkt: Wenn man alles macht, was der einzelne Kunde wünscht, dann führt das zur Zersplitterung. Dann ist auch der Vorteil eines Standardproduktes weg. Und der Vorteil der Community zumindest teilweise. Die Schnittmenge macht’s wohl. Wir unterwerfen uns hier lieber den Community-Prozessen, als kurzfristige Feature-Vorteile zu haben.
ZDNet: Würden Sie Suse als ‚Spalter‘ bezeichnen?
Riek: Das ginge etwas zu weit. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Suse wird massive Probleme bekommen, wenn sie diesen ‚proprietären‘ Weg weiter verfolgen. Das macht kein anderer, das kann auch kein anderer pflegen und warten, das ganze endet in einer Sackgasse.
ZDNet: Ich möchte zum Abschluss unseres Gespräches noch einmal ein Argument von Seiten Suns aufgreifen: Martin Häring, Sprecher der Geschäftsleitung von Sun Deutschland, erklärte im Interview mit ZDNet, dass er Red Hat und Suse für Parasiten der Open Source-Community hält. Der Kernel, egal ob 2.4 oder 2.6 von Linus Torvalds mache gerade einmal fünf Prozent aus. Alles außen rum werde jedoch von Dritten geliefert. Sun dagegen habe wie kein anderer zur Open Source-Entwicklung beigetragen.
Riek: Da fällt mir nicht mehr viel zu ein. Natürlich hat auch Sun beigetragen. BSD wäre so ein Beispiel. Allerdings kenne ich die Geschichte so, dass Sun BSD genommen und weiter entwickelt hat, und nicht umgekehrt.
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