Wissenschaftler realisieren Spaziergang durch virtuelle Stadt

Im Rahmen des Projekts „Cyberwalk“ entwickeln Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität in München eine Laufplattform, auf der sich Menschen ungehindert in virtuellen Welten bewegen können. Die Plattform soll dazu dienen, die Wahrnehmung und Bewegung des Menschen im Raum zu erforschen. Später soll damit sogar der Besuch von antiken Städten oder das Training von Sportlern in virtuellen Umgebungen möglich sein.

Zur Erzeugung von so genannten „virtuellen Welten“ werden im Computer Städte, Szenen und Situationen so naturgetreu wie möglich als dreidimensionale Programme nachgebaut. Diese virtuellen Szenarien werden einem Betrachter anschließend über eine Projektionsleinwand oder eine Spezialbrille mit kleinen Projektoren gezeigt. Anders als bei der passiven Betrachtung eines laufenden Films kann sich der Betrachter in der virtuellen Welt selbst umherbewegen und interagieren. Laut den Forschern ist das Ziel der Entwicklung die Erzeugung von virtuellen Welten, die dem Menschen das Gefühl geben, wirklich Teil einer künstlichen Szenerie zu sein.

Kernstück der Cyberwalk-Laufumgebung ist der so genannte „Cybercarpet“ (Cyberteppich). Der Cybercarpet wird als eine Plattform mit einem Durchmesser von etwa fünf Metern konstruiert. Die Plattform besteht aus Tausenden von kleinen, beweglichen, gelagerten Bällen, ähnlich einem überdimensionalen Kugellager. Die Bälle werden durch ein Laufband, das auf einem Drehtisch montiert ist, von unten angetrieben. Auf diese Weise ist es möglich, eine auf dem Cybercarpet laufende Person quasi unbemerkt immer wieder zur Plattformmitte zurück zu bringen.

Durch Bildaufnahmen der laufenden Versuchsperson wird ein Signal erzeugt, das zur Steuerung der Plattform genutzt wird. Anderenfalls würde die Versuchsperson nach drei Schritten über den Rand der Plattform gelangen. Eine geeignete Software des Informatikprofessors Allesandro De Luca von der Universität in Rom soll das verhindern. „Wenn wir erst einmal natürliches Laufen in virtuellen Welten ermöglicht haben, wird die Cyberwalk-Laufumgebung nicht nur für die Unterhaltungsindustrie interessant sein. Dann wird unsere Plattform auch ein sehr großes Anwendungspotenzial in der medizinischen Therapie, dem Training von Sportlern, in Museen oder in der Architektur finden“, kommentiert Marc Ernst, wissenschaftlicher Leiter des Projekts .

ZDNet.de Redaktion

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