CNET: Sie sagen, dass Technologie in Form von E-Mail, Voice-Mail, Instant Messaging und so weiter dieses Phänomen begünstigt. Es ist doch Ironie, dass das Informationszeitalter viele von uns dümmer macht, oder nicht?
Hallowell: Auf jeden Fall. Technologie ist ein Segen. Sie ist für einen großen Teil unseres Fortschritts entscheidend. Aber gehen wir nicht vorsichtig mit ihr um, kann sie uns zerreißen. Das geschieht mit einem Menschen, der den ganzen Tag E-Mails und Voice-Mails beantwortet, der sich bei einer wichtigen Besprechung durch sein Handy stören lässt, der abends lange aufbleibt, weil er sich nicht aus dem Internet ausloggen kann. Wir müssen uns darum kümmern. Jetzt kümmert es sich gerade um uns. Wir müssen uns Zeit frei halten, um einzuhalten und nachzudenken.
Wenn Sie kreative Pausen verweigern, dann holen Sie nicht das Beste aus Ihrem Gehirn heraus. Wozu Ihr Hirn am besten geeignet ist, das ist Nachdenken, Analysieren, Zergliedern und Kreieren. Und wenn Sie immer nur auf kleine und aktuelle Stimuli reagieren, dann werden Sie nie besonders weit vordringen.
CNET: Gibt es Menschen, die Multitasking besser beherrschen als andere?
» Sie meinen, dass sie hart arbeiten, und sie meinen, dass sie produktiv sind, aber sie sind es nicht. Sie sind beschäftigt, aber sie denken nicht. « |
Hallowell: Niemand ist wirklich multitaskingfähig. Man verwendet lediglich weniger Zeit auf eine Sache. Wenn es aussieht, als würden Sie mehrere Aufgaben zugleich erledigen – Sie schauen auf den einen Monitor und auf den anderen Monitor und gleichzeitig telefonieren Sie – dann muss Ihre Aufmerksamkeit wechseln. Das Hirn ist nicht wirklich multitaskingfähig. Sie können Ihre Aufmerksamkeit nicht gleichzeitig auf zwei Dinge richten. Sie schalten immer zwischen beiden hin und her. So schenken sie beiden weniger konzentrierte Aufmerksamkeit.
Ich glaube, manche Leute kommen gut mit dem so genannten Multitasking zurecht, weil die Anstrengung dafür so stimulierend ist. Adrenalin wird ausgeschüttet, und das hilft, den Geist zu konzentrieren. In Wirklichkeit konzentrieren Sie sich für kurze Momente besser auf jeden einzelnen Stimulus. So werden Sie nie gelangweilt.
CNET: Sie haben den Softwarehersteller SAS als Beispiel für ein Unternehmen genannt, das aktiv einen zusammenhängenden, humanen Arbeitsplatz fördert, mit Vergünstigungen wie dem 7-Stunden-Tag und der Kinderbetreuung vor Ort. Interessant daran ist, dass es sich um ein Privatunternehmen handelt, das nicht auf die Wall Street achten muss. Sind die meisten öffentlich gehandelten Unternehmen zu paranoid und zu erfolgsorientiert für diese Annehmlichkeiten?
Hallowell: Und dabei ist SAS hoch profitabel. Das Ergebnis ist solide. SAS muss einfach keine Quartalszahlen einhalten. Das ist schon fast eine Metapher für das Problem. Wenn man nur von Quartal zu Quartal arbeitet, ist es schwierig, eine langfristige Strategie zu entwickeln. Schwer zu überstehen, wenn es bergab geht. Dieses Management von Quartal zu Quartal ist kurzfristig erfolgreich, scheitert aber auf lange Sicht.
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