Noch nie schien sich die IT-Branche so einig zu sein wie dieser Tage: die Zukunft gehört Service orientieren Architekturen (SOA). Diesen nachhaltigen Eindruck hinterlässt jedenfalls das 7. EAI Forum 2005, das Ende April zum ersten Mal in Karlsruhe stattfand. Rund 1000 Besucher, 200 mehr als im Vorjahr, informierten sich an zwei Kongresstagen über Trends zur Integration von Software, Methoden und Tools für das Design und die Implementierung von Geschäftsprozessen sowie den kostengünstigen Betrieb und das Monitoring von IT-Infrastrukturen. 66 Aussteller – 2004 waren es 59 – fanden den Weg nach Karlsruhe.
Bei aller Einigkeit und Euphorie für SOA blieben die Fragen nach dem Nutzen sowie einer Bauanleitung weitgehend unbeantwortet. Die Argumente von Analysten und Herstellern ließen sich lediglich auf ein schwammiges Statement reduzieren: Praxiserfahrung sammeln, diese bewerten und daraus lernen. Das war für viele Anwender unbefriedigend, da sie dem Konzept einerseits offen gegenüberstehen und nun andererseits händeringend nach Nutzenargumenten suchen, um Ihr Management von diesen Konzepten überzeugen zu können.
SOA ist ein Ansatz, bei dem existierende und neue Software auf Basis von Standards künftig als Services bereitstehen sollen, sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch extern. Ein Grundsatz ist, die Benutzerlogik, die Anwendungslogik und die Infrastruktur-Informationen strikt voneinander zu trennen. Die Services werden dann auf einer Infrastruktur-Plattform entwickelt, zusammengebaut, lose miteinander gekoppelt, verwaltet und optimiert. Kurz: Bei SOA geht es um die industrialisierte Fertigung von Applikationen, die sich auf Basis von Software oder Prozessbausteinen von beliebigen Herstellern einfach zusammenbauen lassen sollen.
Als bekannte Vorteile wurden in Karlsruhe die Wiederverwendbarkeit von Services und die Flexibilität bei der Erstellung von Applikationen ins Feld geführt. Denn eine aus Services „montierte“ Anwendung lässt sich durch den raschen Austausch von Services gut an Geschäftsprozesse anpassen, die sich heute sehr oft ändern, so die Aussagen der Protagonisten. „Bei SOA ist die Anpassungsfähigkeit mit eingebaut, wodurch die IT dem Business sehr gut folgen kann“, wie Kristof Kloeckner, VP Architecture and on Demand SW Development bei IBM, es ausdrückt.
Für den IBM-Mann ist SOA die konsequente Weiterentwicklung von Enterprise Application Integration (EAI), wie er in seiner Keynote-Ansprache sagte. „EAI und SOA sind kein Gegensatz, sondern wachsen zusammen. Beispielsweise lässt sich eine EAI-Plattform als Service in SOA-Infrastrukturen einbetten.“ Darüber hinaus wachsen laut Wolfgang Martin, Analyst und Leiter des EAI-Forums die Entwicklung, Integration Analyse von Geschäftsprozessen durch SOA zusammen. „Beim Bau von SOA ist das Monitoring und die Bewertung von Prozessen quasi integriert“, erklärte er. Er sieht dadurch in Zukunft die Möglichkeit, Transaktionen und Prozesse nach ihrem Wert steuern zu können. „Hat ein Geschäftsvorfall ein hohes Volumen und handelt es sich dabei um einen A-Kunden, kann diese Transaktionen dank der flexiblen Prozesssteuerung mit hoher Priorität ausgeführt werden.“
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