ZDNet: Ziel Ihrer öffentlichen Kritik an so manchem Ausschreibungsverfahren ist natürlich eine potentiell machbare größere Marktchance, die sich in höherem Umsatz festmachen soll. Haben Sie einmal durchgerechnet, wie viel mehr Sie bei fairen Ausschreibungen machen würden?
Drews: Das ist schwer zu sagen. Umsatzprognosen generell sind eine unsichere Sache. Noch dazu bei börsennotierten Unternehmen, da wird es ganz schnell heikel. Ganz klar ist aber, dass öffentliche Ausschreibungen ein Schwerpunkt unserer Anstrengungen sind. Wir haben gute Produkte, wir haben gute Partner, and damit stellen wir uns jederzeit dem Wettbewerb – wenn er denn offen und fair abläuft.
ZDNet: Sie haben erklärt, dass aus einer Studie der europäischen Kommission vom vergangenen Jahr hervorgeht, dass die aktuellen EU-Vergaberichtlinien den grenzüberschreitenden Wettbewerb auf den Beschaffungsmärkten verstärkt. Zudem wären die Preise, die öffentliche Auftraggeber zahlen müssen, um etwa 30 Prozent gesenkt worden. Im Umkehrschluss frage ich mich, warum dann der Marktanteil von AMD in Europa noch nicht ähnlich deutlich gewachsen ist.
Drews: Die 30 Prozent sind nicht spezifisch auf den IT-Sektor bezogen, sondern auf eine Vielzahl von Sektoren. Aber es zeigt, welches Potential im Bereich der Ausschreibungen vorhanden ist. Die öffentliche Hand hat also einen sehr wirksamen Hebel, um mehr aus ihren Budgets herauszuholen – auch und nicht zuletzt im IT-Sektor. Und was den Marktanteil betrifft: Unser Ehrgeiz ist bekannt, und wir haben guten Chancen gerade in den Bereichen aufzuholen, die uns bislang verschlossen waren.
ZDNet: Nach wie vor wird in der EU ja ein Kartellrechtsverfahren gegen Intel am Kochen gehalten. Gibt das für Sie Grund zur Hoffnung?
Drews: Das Verfahren läuft nach wie vor in Brüssel, allerdings hat es mit dem Thema Ausschreibungen nichts zu tun. Da geht es um andere Themen, die aber letztendlich den gleichen Effekt haben – Behinderung eines freien und fairen Wettbewerbs am Markt. Da es sich aber um ein laufendes Verfahren handelt, kann ich dazu nichts weiter sagen.
ZDNet: Aber mit der EU und Ihrer Wettbewerbsbehörde sind Sie schon zufrieden, oder?
Drews: Die neue EU Kommission ist auf dem richtigen Weg. Es ist gut, dass ein Fokus auf die sogennante Lissabon-Agenda
gelenkt wird. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Europa zur wirtschaftlich dynamischsten Region der Welt zu entwickeln. Wir freuen uns, dass wir mit unseren Milliarden-Investitionen in unsere Dresdner Werke Fab 30 und Fab 36 dazu beitragen können, diese Agenda mit Leben zu füllen.
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