An deutschen Hochschulen werden zu wenige Informatiker ausgebildet. „Ab 2008 wird die Nachfrage in den Unternehmen die Zahl der Absolventen wieder übertreffen“, warnte Jörg Menno Harms, Vizepräsident des Bitkom. Mittelfristig benötigen die ITK-Firmen und IT-Abteilungen in Unternehmen anderer Branchen pro Jahr zwischen 15.000 und 17.000 Absolventen. Doch die Zahl der Erstsemester in den Informatik-Studiengängen ist von 38.000 im Jahr 2000 auf 28.600 im Jahr 2004 gesunken – und rund 50 Prozent der Anfänger werden erfahrungsgemäß ihr Studium abbrechen.
„Dieser Rückgang gefährdet die Innovationskraft unseres Landes“, sagte Harms. Die Zahl hoch qualifizierter Mitarbeiter, insbesondere aus den technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen, ist für das Innovationspotenzial einer Volkswirtschaft entscheidend.
Schon jetzt nehmen weniger deutsche Schulabgänger ein Studium auf als im OECD-Durchschnitt. Auch die Zahl der Absolventen von ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen im Verhältnis zu den Erwerbspersonen ist in Deutschland zu niedrig. Die hohe Zahl der Informatik-Studenten in den vergangenen Jahren ging vor allem zu Lasten der Ingenieurwissenschaften wie zum Beispiel der Elektrotechnik. Damit geht der in anderen Fächern zu beobachtende Zustrom an die Hochschulen gerade an den Zukunftstechnologien ITK vorbei. Mit anderen Worten: Gelingt es nicht, mehr junge Menschen für einschlägige Studiengänge zu begeistern, werden die Unternehmen in Zukunft verstärkt ausländische Fachkräfte einstellen oder Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ins Ausland verlagern müssen – weil die Experten im deutschen Arbeitsmarkt fehlen.
Denn nach 2008 wird die Zahl der Schulabgänger – und damit ab 2010 auch die Zahl der Erstsemester – sinken. Bis zum Jahr 2020 wird nach der Prognose der Kultusministerkonferenz die Zahl der Studierenden im ersten Fachsemester von max. 547.000 (2008) auf 484.700 zurückgehen. Darüber darf auch die derzeitige Debatte um eine „Überfüllung“ der Hochschulen und die bis 2012 steigenden Studentenzahlen insgesamt nicht hinwegtäuschen. Denn nach diesem Zeitpunkt sinkt die Zahl der Studierenden in Folge der rückläufigen Erstsemesterzahlen unwiderruflich. Um diesen demografischen Trend aufzufangen, müssten sich die Schulabgänger vermehrt für technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge entscheiden. Dies ist derzeit jedoch nicht erkennbar. Zudem stagniert der Anteil weiblicher Informatik-Studierenden seit Jahren bei 17 Prozent, in der Elektrotechnik und dem Maschinenbau liegt er unter zehn Prozent.
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