Die Zahl der Deals, bei denen Unternehmen aus den Bereichen E-Commerce, Internetdienstleistung und Onlinewerbung gekauft wurden, stieg in den vergangenen zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahr in Europa wie in den USA um mehr als ein Drittel. Dies ergibt sich aus Berechnungen des britischen Instituts Mergermarket. Nach Ansicht von Branchenkennern geht der Übernahmereigen in den kommenden Monaten weiter.
Bereits in den vergangenen Monaten bewegten große Onlinefusionen die Märkte. So will das Konglomerat IAC/Interactive (Match. com, Expedia.com) die amerikanische Suchmaschine Ask Jeeves für rund 1,3 Milliarden Euro übernehmen. Der Onlinewerbedienstleister Doubleclick geht für 820 Mill. Euro an den Finanzinvestor Hellman & Friedman. Und nachdem der deutsche Internetreiseanbieter Lastminute.de von der britischen Lastminute.com gekauft wurde, wandert das Paket an den US-Technologiekonzern Sabre Holdings. In den vergangenen zwölf Monaten belief sich der Gesamtwert der Internetübernahmen in den USA und Europa auf 11,4 Milliarden Euro.
„Das ist der Bereich, aus dem im Moment die meisten Anfragen kommen“, sagt ein Investmentbanker. „Erst konsolidiert sich der europäische Markt, dann steigen die Amerikaner ein“, prophezeit Torsten Frankenberger, Partner bei der Unternehmensberatung Droege & Comp. Interessant ist auch Asien: Laut Mergermarket haben europäische und amerikanische Unternehmen hier im vergangenen Jahr mehr als dreimal so viele Suchmaschinenbetreiber und Portalanbieter gekauft wie im Jahr davor.
Dabei werden nicht nur kleinere von größeren Firmen übernommen. Auch klassische Medien- und Technologiekonzerne sowie Finanzinvestoren engagieren sich im Netz. „Fünf Jahre Krise haben gezeigt, welche Geschäftsmodelle erfolgreich sind und welche nicht“, sagt Mergermarket-Analystin Abigail Roberts. Zudem wählen sich immer mehr Nutzer über eine schnelle Breitbandverbindung ins Netz ein. Endlich, so Roberts, machen die Nutzer von allen interaktiven Möglichkeiten des Mediums Gebrauch.
Marktforschern zufolge wächst der amerikanische Onlinewerbemarkt daher in den kommenden Jahren mit Raten zwischen 20 und 25 Prozent. Die klassischen Medien müssen sich nach Einschätzung des World Advertising Research Center dagegen in diesem Jahr mit 1,5 Prozent und im Jahr 2006 mit 2,5 Prozent plus begnügen. Ähnlich verläuft die Entwicklung in Europa.
Der Internetsektor stehe am Anfang eines langen Aufschwungs, folgert Roberts: „Jetzt wollen alle rein, sonst werden die Firmen zu teuer.“ Nach dem Vorbild der „New York Times“, die im Februar das Portal About.com kaufte, plant in den USA sogar der internetskeptische Medienmogul Rupert Murdoch den Einstieg ins Portalgeschäft.
Auch der Multimedia-Anbieter Yahoo und der Internetbuchhändler Amazon gelten als Konsolidierungstreiber. „Für Amazon könnte zum Beispiel Netflix interessant sein“, sagt Analystin Roberts. Der Internethändler kooperiere schon jetzt mit dem Online-DVD-Verleiher. Im E-Commerce-Bereich seien Spezialisten, die Blumen und Schmuck verkaufen, bei klassischen Händlern begehrt. Onlinevermarkter wie Acquantive und Digitas erhielten gleich von mehreren Seiten Anfragen, sagt Roberts.
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