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IT-Experten gesucht

Man könnte argwöhnen, die Befürchtungen rührten daher, dass Arbeitskräftemangel zu hohen Löhnen führt. Tatsächlich aber ist nun auch dem Unternehmerverband aufgefallen, dass die einstige Vorreitertechnologie an Glanz verloren hat. Zum einen gehören Computer längst zum grauen Alltag, andererseits gewohnt, aber die Krise der vergangenen Jahre hat am Lack gekratzt. Erschreckt registriert der Verband, dass die Zahl der Erstsemester im Studienfach Informatik in den vergangenen vier Jahren nachgelassen hat. Verschärft wird das laut Bitkom gesunkene Interesse an der Informatik durch den demographisch bedingten Mangel an studienfähigen jungen Leuten generell. Angesichts dieser Situation gibt sich Bitkom-Vizepräsident Jörg Henno Harms staatstragend: „Dieser Rückgang gefährdet die Innovationskraft unseres Landes.“

Die Rechnung des Verbandes ist nachvollziehbar. Danach sinkt bis 2008 die jährliche Zahl der Informatik-Absolventen auf rund 14.000, während die Industrie etwa 15.000 bis 17.000 Akademiker benötigt. In den Folgejahren erhöht sich der Fehlbetrag von mindestens 1000 Informatikern aufgrund der demographischen Entwicklung weiter. Tatsächlich geht es also darum, das Informatik-Studium wieder attraktiver zu machen. Generell kann man Harms nur zustimmen, wenn er zur Stärkung des IT-Standorts Deutschland Investitionen in die Bildung sowie eine höhere Akademikerquote fordert.

Harms verschweigt allerdings, dass die eigene Organisation einiges dazu beigetragen hat, potenzielle Informatik-Studenten abzuschrecken. Während des Internet-Booms beklagte der Verband das angebliche Fehlen von 55.000 Computerfachleuten, darunter 30.000 Akademiker, und trieb damit die Studentenzahlen in die Höhe. Kurz darauf rechtfertigte der Verband die Kündigungswellen seiner Mitgliedsfirmen. Im Krisenjahr 2003 war der Bitkom auf der CeBIT so ungeschickt, die Ankündigung von weiteren 10.000 Entlassungen mit der Forderung nach E-Government-Aufträgen zu verbinden. Damals warnte der Verband Deutscher Ingenieure (VDI), vor der fatalen Wirkung solcher statistischer Wechselbäder und Krisenszenarien auf die Anziehungskraft des Informatik-Studiums. Hinzu kam, dass die Bitkom-Zahlen nicht zu den Erfahrungen der Ingenieure passen wollten. Danach entließen die meisten Unternehmen auch in Krisenzeiten kaum gut ausgebildete Informatiker. Getroffen hat es vor allem Marketing- und Verwaltungsmitarbeiter.

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ZDNet.de Redaktion

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