Voice over IP im Profieinsatz: Polizeifunk zur Fußball-WM

Im europäischen Ausland haben bereits viele Länder wie Frankreich, Schweiz, Spanien, Tschechien und sogar Rumänien Digitalfunk auf Basis des Tetrapol-Standards für die BOS eingeführt. Beste Erfahrungen mit der Technik machten die Franzosen anlässlich der Fußball-WM 1998.

Die bestehende Technik in Deutschland zeigte in Krisenfällen zuletzt Schwächen – so bei der Flutkatastrophe im Sommer 2002. Damals herrschte wegen analogem Funk binnen weniger Stunden Funkstille bei den Einsatzkräften.


Endgeräte für den Digitalfunk: die Industrie ist bereits für den Einsatz gerüstet .

Welche Vorteile potenzielle Angreifer aus dieser Systemschwäche ziehen können, haben die Globalisierungsgegner bei den Krawallen im Umfeld der IWF-Tagung (Internationaler Währungsfond) in Seattle 1999 bewiesen. Sie hörten den Funkkanal der Polizei ab und hatten dadurch einen genauen Plan über den Einsatz der Kräfte. Selbst per Mobilfunk kommunizierend, führte die gewaltbereite Tagungs-Opposition die Sicherheitskräfte an der Nase herum. Bei der so genannten „Battle of Seattle“ (Schlacht von Seattle) im Dezember 1999 verzögerten die Protestierenden nicht nur den Beginn der Konferenz. Sie randalierten auch in der Innenstadt von Seattle und gingen vor allem gegen Filialen großer amerikanischer Ketten, wie Niketown (Sportartikel) und Starbucks (Kaffee) brutal vor. Mit einem digitalen System ist Abhören und ein solcher Missbrauch ausgeschlossen.

Wie wichtig in Krisenfällen ein funktionsfähiges Kommunikationsnetz ist, hat sich zuletzt auch bei der Flutkatastrophe in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt gezeigt. An mehreren Flussabschnitten fiel das analoge Netz aus. Grund für die Funkstille: die Zahl der Funkkanäle war den Anforderungen der Hilfskräfte nicht gewachsen. Allerdings versagte auch das Mobilfunknetz GSM in weiten Teilen. Stattdessen schickten die Einsatzleiter Melder per Fahrrad oder Auto los oder stiegen auf Ersatzdienste wie Pager um. In Teilabschnitten konnte die Funkkommunikation durch ein kostenlos zur Verfügung gestelltes Tetrapol-Netz aufrechterhalten werden.

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ZDNet.de Redaktion

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