Fünf Wochen, nachdem Lenovo die PC-Sparte von IBM übernommen hat, geht der chinesische Computerbauer jetzt auch in Deutschland in die Offensive. „Bislang waren wir gefangen im IBM-Korsett und haben uns hauptsächlich an große Geschäftskunden gerichtet. Jetzt werden wir unsere Kundenbasis deutlich ausbauen“, sagte Marc Fischer, Deutschland-Chef von Lenovo, dem „Handelsblatt“. Für das laufende Jahr seien Privatkunden zwar noch kein Thema. Der Konzern werde sich das Segment aber „sehr genau ansehen“, unterstrich Fischer. Darüber hinaus werde sich Lenovo um den Mittelstand bemühen.
Bislang war Lenovo in Deutschland nicht vertreten. Erst mit der Übernahme des weltweiten PC-Geschäfts des US-Konzerns IBM kamen die Chinesen auf den Markt. Der größte Computerhersteller Chinas kaufte dabei auch die PC-Sparte von IBM hier zu Lande mit 120 Beschäftigten. In diesen Tagen rollt die erste Werbewelle von Lenovo über Deutschland. Der Name der Asiaten ist dabei noch nicht zu sehen. Die Prospekte gleichen denen von IBM fast aufs Haar. Lediglich das Logo der Amerikaner fehlt. Stattdessen nutzt Lenovo die gut eingeführten Produktnamen des größten IT-Anbieters der Erde, etwa „Think Pad“.
„Am Anfang werden die Produktnamen im Vordergrund stehen“, betonte Fischer, „erst mit der Zeit werden wir dann für Lenovo werben.“ Der Konzern arbeitet noch an einem neuen, weltweiten Auftritt. Die Reklame soll spätestens im kommenden Winter fertig sein. Lenovo ist außerdem im nächsten Jahr Sponsor der Olympischen Winterspiele in Turin und will das Ereignis nutzen, um bekannt zu werden.
Der Elektronikproduzent BenQ dürfte die Einführung von Lenovo als globale Marke besonders genau verfolgen. Die Taiwaner haben Anfang der Woche das angeschlagene Handy-Geschäft von Siemens übernommen. Dabei schlossen BenQ und Siemens ähnliche Verträge wie Lenovo und IBM. In beiden Fällen dürfen die asiatischen Käufer die gut eingeführten Marken von IBM und Siemens 18 Monate lang voll nutzen, danach nur noch eingeschränkt. In fünf Jahren müssen die Asiaten dann ganz auf eigenen Beinen stehen. „Wir sind sicher Trendsetter in diesem Bereich“, sagte Lenovo-Manager Fischer, „weitere solcher Vereinbarungen werden kommen.“
Lenovo bezahlte IBM 1,25 Milliarden Dollar für die PC-Sparte, die in dem amerikanischen Unternehmen keine Zukunft mehr hatte. IBM hatte bereits vor einiger Zeit entschieden, sich auf Großrechner und IT-Dienstleistungen zu konzentrieren. Die Chinesen dagegen wollen durch die Übernahme zu den weltweit führenden PC-Produzenten Dell und Hewlett-Packard aufschließen.
Die Konkurrenz in Deutschland nimmt Lenovo ernst. Er habe keinen Zweifel, dass das Unternehmen auch im Privatkundengeschäft erfolgreich sein könne, sagte Bernd Bischoff von Fujitsu Siemens Computers dem Handelsblatt. Im Gegenzug sieht der Chef des größten europäischen Computerbauers für sein Unternehmen nun die Chance, Aufträge von Großkunden zu bekommen, die bislang hauptsächlich bei IBM eingekauft haben.
„Wir sind jetzt wesentlich schneller, beweglicher und aggressiver, als wir dies zu IBM-Zeiten waren“, sieht Lenovo-Boss Fischer ganz neue Stärken seiner Firma. „Es ist etwas anderes, Teil von 25.000 IBM-Mitarbeitern in Deutschland zu sein, oder als 120-Mann-Firma aufzutreten.“ Welchen Umsatz und welchen Marktanteil Lenovo hier zu Lande erzielen will, sagte Fischer hingegen nicht.
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