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Ballmer im Interview: Microsofts Musterknabe bleibt Optimist

Seit mehr als 20 Jahren lenkt Steve Ballmer die Geschäfte bei Microsoft: Die Produkte des Unternehmens vermarktet er mit einer Mischung aus übertriebenem Enthusiasmus, gekonnter Frechheit und gesundem Menschenverstand.

An seinem Auftreten hat sich nichts geändert. Während des 30-minütigen Gesprächs mit den Redakteuren von CNET News.com auf der Tech Ed in Orlando, Florida, war Ballmer wie immer – mal haut er auf den Tisch, mal brüllt er seine Antworten regelrecht hinaus, um seiner Meinung ganz besonderen Nachdruck zu verleihen. Was sich geändert hat, ist die Art und Weise wie der CEO von Microsoft und sein Vertriebspersonal die Botschaft rüberbringen.

Statt Angaben zu Geschwindigkeiten, Produktmerkmalen und Lieferdaten in einem fort runterzubeten, spricht der Musterknabe von Microsoft nun lieber darüber wie IT-Fachleute Kosteneinsparungen erreichen können oder wie sie Technologien sinnvoll einsetzen sollen, damit Mitarbeiter effizienter arbeiten.

Das ist eine wichtige Veränderung. Die Kunden von Microsoft aktualisieren ihre Software weniger häufig als noch vor ein paar Jahren. Mittlerweile machen sie sich eher Gedanken darum, wie sie die Kosten im Griff behalten und bestehende Infrastrukturen besser nutzen können.

CNET: Auf der Tech Ed sprachen Sie von IT als ehrbarer Tätigkeit und über den Enthusiasmus, der in die IT-Branche zurückkehrt. Warum hielten Sie es für nötig darüber zu sprechen? Haben Sie das Gefühl, die Massen hinter sich versammeln zu müssen?


STEVE BALLMER, MICROSOFT

Ballmer: Ihr Reporter liebt es doch Artikel über aufgebrauchte Budgets und gezieltes Outsourcing und anderes Blablabla zu schreiben. Jemand musste einfach mal sagen, dass die Zukunft so strahlend sein wird, dass man eine Sonnenbrille aufsetzen muss, um nicht geblendet zu werden! Ich gehe mit dem Thema etwas locker um, aber es gibt zahlreiche Artikel, in denen man nachlesen kann, dass die IT-Branche am Ende ihrer Kräfte sei, Budgets gekürzt würden – und man kann eine Menge über Outsourcing lesen. Die Wahrheit ist: Wer heute in den USA in der IT-Branche beschäftigt ist, hat eine gute Entscheidung getroffen. Ich denke, wir wissen alle, dass sich immer weniger Studenten für Computerwissenschaften als Hauptfach entscheiden. Aber wer sollte sie aufklären und ihnen sagen, dass diese Branche viele Karrierechancen offen hält? Eben diejenigen, die in diesem Geschäft tätig sind.

» Ich denke, Longhorn ist besser als alles, was wir jemals entwickelt haben — abgesehen von Windows 95. «

Wenn die Angestellten in der IT-Branche momentan nicht mit ihren Karrieremöglichkeiten zufrieden sind, ist das nicht gut für uns, nicht gut für die Branche und, meiner Meinung nach, auch nicht gut für die zukünftigen Absolventen. Für manche mag es sich lustig anhören, wenn ich mich hier als Cheerleader betätige – aber nur so kann ich allen mitteilen, dass viele Innovationen auf uns zukommen werden.

CNET: Hat die Kaufkraft in der IT-Branche in den letzten Monaten zugenommen?

Ballmer: Ich denke, die Branche hat sich unglaublich gut erholt. Aber ich bin Realist. Die Einnahmen werden langsam steigen, nicht schnell. Es ist wie bei jeder anderen Investition – man hat Kosten und Gewinne und diese beiden Aspekte müssen sich die Waage halten. Es liegt eine Zeit hinter uns, in der wir fast nichts rechtfertigen mussten. Und danach kam ein Zeitraum, in dem, meiner Meinung nach, nicht genügend in neue Projekte investiert wurde. Jetzt befinden wir uns wieder auf einem gesunden Niveau: Gute Investitionen mit einem guten Kostenprofil und guten Erträgen werden finanziell unterstützt, einfältige Ideen werden dagegen nicht finanziert. Was will man mehr verlangen? Sie wissen, dass ich einen Pauschal-Optimismus unter Geschäftsleuten und in der Benutzergemeinde nicht für im Interesse unserer Branche halte.

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ZDNet.de Redaktion

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