Gerade hat die ETH Zürich einen neuen Weltrekord im Treibstoffverbrauch aufgestellt. Dieser liegt nun bei 5134 Kilometern pro Liter Benzin. Oder anders ausgedrückt: Mit nur acht Litern einmal um den Erdball. Gefahren hat den Weltrekord das PAC-Car, ein Fahrzeug, das von einer Wasserstoff-betriebenen Brennstoffzelle angetrieben wird. Wasserstoff hat also durchaus rekordverdächtiges Potential. Das hat sich auch BMW schon seit längerem gedacht und mit dieser Treibstoffvariante experimentiert. ZDNet befragte den für die Forschung zuständigen Manager Christoph Huss zu den Zukunftsaussichten von Wasserstoff innerhalb der BMW Group. Dort sind die Pläne schon sehr weit gediehen.
Herr Huss, bitte gewichten Sie für uns zunächst kurz folgende potentielle Antriebsformen und -arten nach dem Grad ihrer Durchsetzungschancen: Erdgas, Wassestoff/Brennstoffzelle und synthetisches Benzin.
Huss: Diese Batterie an Kraftstoffen steht uns tatsächlich zur Verfügung. Grundsätzlich werden uns aber Benzin und Diesel noch lange begleiten. Was die von Ihnen genannten Mittel betrifft:
Erdgas hat sich nur in zweieinhalb Märkten durchsetzen können: in Italien, in Russland und ansatzweise in Argentinien. Die Durchsetzung von Erdgas wurde von der Politik mittels Steuererleichterungen über viele Jahre hinweg unterstützt, setzt sich aber mangels Kundennutzen und dem schwierigen Angebot an Fahrzeugen nicht durch. Die Fahrzeughersteller sind da relativ zurückhaltend. BMW hat ja 1995 das erste Erdgasauto in Deutschland serienmäßig am Band gebaut – zwei Serien hatten wir im Angebot. Der Erfolg war aber bestenfalls ein kleiner. Daher haben wir diese Entwicklung vorübergehend nicht weiter verfolgt. Nicht zuletzt, weil Erdgas zwar Benzin und Diesel substituieren kann, letztlich aber genauso endlich ist wie diese. Zudem liefert uns Erdgas keine Antwort auf die Frage der CO2-Emmissionen.
Synthetisches Diesel ist in letzter Zeit verstärkt ins Gespräch gekommen, ähnlich wie Gas-to-Liquid. Dabei handelt es sich um Erdgas, das über den Fischer-Tropsch-Prozess zu flüssigen Diesel-ähnlichen Kraftstoffen gemacht wurde. Bei Biomass-to-Liquid handelt es sich im Prinzip dasselbe Verfahren. Die Mineralölwirtschaft bevorzugt Gas-to-Liquid, weil sie über kleinere Erdgasquellen mit so genanntem ’stranded Gas‘ verfügen, für die sie sonst keine andere Verwendung finden. Also immer, wenn der Weg zur nächsten Pipeline zu weit ist, stellen die eine Verflüssigungsanlage an der Quelle auf. Der so gewonnene Kraftstoff wird in Indonesien dazu verwandt, Diesel qualitativ aufzuwerten. Das kommt dann bei uns unter Namen wie Vmax oder Ultimate an die Tankstellen und verkauft sich auch ganz gut.
Wenn man diese Stoffe als reine Beimischung in Höhe von fünf bis zehn Prozent nutzt, dann ist dies ein durchaus akzeptabler Weg, Rohöl zu sparen. Den Weg, reine synthetische Kraftstoffe zu kreieren, die man dann beliebig zusammenmischen kann, halten wir bei BMW aber nicht für richtig. Die zur Verfügung stehenden Mengenpotentiale erlauben einfach keine eigene Motorenentwicklung.
Wasserstoff als Kraftstoff hat in vielen Ländern – den USA, Japan, Europa – die größten Potentiale für eine langfristige rohölbasierten Kraftstoffsubstitution. Wasserstoff hat den Vorteil, aus nahezu allen Primärenergien – von Kernenergie bis zur Biomasse – hergestellt werden zu können. Wasserstoff ist als Endprodukt – gerade in verflüssigter Form – frei von Dreckstoffen. Die Frage nach der Qualität erübrigt sich also. Wasserstoff kann zudem sowohl Brennstoffzellen als auch den Verbrennungsmotor antreiben. Wer das Rennen dabei macht, ist noch nicht ganz raus. Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Wasserstoff-getriebene Verbrennungsmotor weite Verbreitung findet, während sich die Brennstoffzelle in der Nische der City-Fahrzeuge eine Heimat einrichtet. Die Brennstoffzelle hat nämlich zwei Nachteile: Sie ist erstens sehr komplex, weitaus komplizierter jedenfalls als ein Verbrennungsmotor, und zweitens preislich wohl in der gehobenen Kategorie angesiedelt, weil zum Bau jede Menge Edelmetalle benötigt werden.
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