Auto untersucht die Knochendichte seiner Passagiere

Forscher von der Cranfield-Universität in Bedfordshire haben ein System entwickelt, das mittels Ultraschall den Zeigefinger von Fahrer und Passagieren abtastet und daraus ihre Knochendichte ermittelt. Warum? Mit diesen Daten soll ein intelligentes Gurtstraffersystem den individuellen Maximalwert für die Kraft auf den Sicherheitsgurt gewährleisten. Denn im Falle eines Aufpralls oder beim plötzlichen Bremsen werden die Fahrzeuginsassen nach vorn gepresst, und der beschleunigte Körper übt eine Kraft auf den Gurt aus. Wird dabei der berechnete individuelle Maximalwert überschritten, gibt das neue System ein wenig Gurtband nach. Im Idealfall so viel, dass die Person nicht zu weit nach vorn geschleudert wird und der Gurt das Brustbein nicht mehr verletzten kann.

„Wir behaupten nicht, das die aktuellen Gurtstraffersysteme unsicher sind“, erklärt der technische Direktor des Cranfield Impact Centers Roger Hardy. „Aber wir haben einen noch sicheren Prototypen entwickelt, der das Verletzungsrisiko reduziert.“ Dieser Prototyp arbeitet mit Ultraschall, statt mit ionisierender Strahlung wie zum Beispiel der Röntgenstrahlung. Eine Messmethode, die Röntgenstrahlung verwendet, liefere zwar exaktere Daten zur Berechnung der Knochendichte, sei aber aus Strahlenschutzgründen so nicht praktikabel, berichtet Hardy. Die Informationen, die der Fingerscan allein liefert, reichen allerdings nicht aus, um Rückschlüsse auf die Knochendichte im Brustbereich zu schließen. „Dazu müssen wir eine Referenzdatenbank etablieren, die die Korrelation zwischen Finger- und Brustbeinknochen unterschiedlicher Altersgruppen berücksichtigt“, sagt Hardy.

Bevor der Zündschlüssel jedoch den Motor startet, muss der knochabhängige Gurtstraffer zunächst für jeden Insassen neu eingestellt werden. Zeigt her eure Finger! Mit Sicherheit eine Spaßbremse. „Natürlich müssen wir die Menschen von den Sicherheitsvorteilen überzeugen“, konstatiert Hardy. Nach seinen Vorstellungen könnte der Schallsensor in die Konsole des Armaturenbrettes, in die Fahrertür oder sogar, wenn er entsprechend verkleinert wird, in den Schalthebel eingebaut werden. Ein weiterer Teil des Systems ist auch eine automatische Erkennung der Sitzbelegung, die ein unnötiges Auslösen eines Airbags verhindern soll. Die Forscher vom britischen Cranfield Impact Centre haben das System gemeinsam mit Technikern vom Nissan Technical Centre Europe entwickelt.

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ZDNet.de Redaktion

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