Knapp drei Wochen vor der Verkündung des Strafmaßes gegen Bernard Ebbers hat die Staatsanwaltschaft gefordert, den früheren Worldcom-Chef für den Rest seines Lebens hinter Gittern zu bringen. Dem 63-Jährigen drohen bis zu 85 Jahre Haft.
Im Vergleich zum Schaden, der den Aktionären entstanden sei, sei die Höchststrafe durchaus gerechtfertigt, schrieben die Ankläger in ihrer Begründung am Dienstag. Ebbers hätte den Anlegern in ähnlicher Weise geschadet wie der ebenfalls wegen Bilanzbetrugs verurteilten Adelphia-Gründer John Rigas, der in der vergangenen Woche eine Haftstrafe von 15 Jahren bekommen hatte.
Ebbers war im März von einem Bundesgericht in New York der Verschwörung, des Betrugs und des Einreichens falscher Dokumente bei den Aufsichtsbehörden für schuldig befunden worden. In den Bilanzen des US-Telekomanbieters waren Fehlbuchungen über elf Milliarden Dollar aufgedeckt worden. Durch den Zusammenbruch hatten viele Anleger ihr Geld verloren. Ebbers wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe vor dem Gericht stets zurück.
Das Strafmaß sollte ursprünglich Mitte Juni verkündet werden. Die Entscheidung wurde aber um einen Monat verschoben, damit Anklage und Verteidigung genug Zeit haben, ihre Positionen darzulegen. Die Anwälte von Ebbers haben sich für mildernde Umstände für ihren Mandanten ausgesprochen. Der Verurteilte sei trotz der Worldcom-Pleite ein „anständiger und ehrenhafter Mann“. Zudem habe er sich wiederholt sozial engagiert.
Der ehemalige Türsteher, Basketball-Trainer und Milchmann Ebbers hatte WorldCom von einem kleinen Unternehmen im Bundesstaat Mississippi zum zweitgrößten Anbieter von Fernverbindungen in den USA gemacht. Er war eine von sechs Personen, die im Zusammenhang mit dem Fälschungsskandal angeklagt waren. Fünf von ihnen hatten sich schuldig bekannt, darunter auch der ehemalige CFO Scott Sullivan, der Ebbers schwer belastete.
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