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Siemens schließt Mega-Fusion aus

Der Siemens-Konzern will seine Kommunikationssparte (Siemens Com) ohne fremde Hilfe auf Vordermann bringen. Eine Fusion mit einem großen Konkurrenten wie Alcatel oder Nortel lehnte Spartenchef Lothar Pauly im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ ab. „Solche Mega-Merger sind viel zu komplex. Da müssen sie viel zu viel Geld in die Hand nehmen, um die Synergien zu heben.“

Wegen der schlechten Zahlen des Kommunikationsgeschäfts von Siemens war zuletzt immer wieder spekuliert worden, die Münchener könnten sich mit einem ihrer großen Wettbewerber zusammenschließen. Pauly betonte jedoch, die größte Sparte des Technologiekonzerns werde den Umschwung aus eigener Kraft schaffen: „Wir müssen und wir wollen wachsen. Das wird uns vor allem durch Innovationen gelingen, denn das ist unser Lebenselixier.“

Das Kommunikationsgeschäft von Siemens ist seit Jahren schwer unter Druck. Seit dem vergangenen Herbst hat sich die Krise noch verschärft. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs (31. März) musste die Sparte bei einem Umsatz von vier Milliarden Euro schließlich sogar einen Verlust von 19 Millionen Euro hinnehmen.

Ausschlaggebend für die roten Zahlen war in erster Linie das schwache Handy-Geschäft, das mit 138 Millionen Euro im Minus lag. Anfang Juni gab Siemens bekannt, sich von den defizitären Mobiltelefonen zu trennen. Der Taiwaner Elektronikproduzent Benq wird das Geschäftsgebiet mit einem Jahresumsatz von mehr als fünf Milliarden Euro nun übernehmen.

Nach Ansicht von Roland Pitz von der Hypo-Vereinsbank wird sich Siemens mittelfristig noch von weiteren, allerdings kleineren Einheiten trennen. „Die Sparte hat ein Interesse daran, das Portfolio zu bereinigen und sich auf Felder wie mobile Netze, Breitbandzugang und Dienstleistungen zu konzentrieren.“ In diesen Bereichen locken die höchsten Margen.

Viel Zeit zur Portfoliobereinigung ist jedoch nicht, denn Siemens Com muss in knapp zwei Jahren die vom neuen Konzernchef Klaus Kleinfeld geforderte Umsatzrendite von acht bis elf Prozent erreichen. Lässt man die Verluste der Handys außen vor, erreicht das Geschäft momentan aber erst 4,7 Prozent (siehe Nachgefragt unten).

Dazu kommt, dass offenbar viele Mitarbeiter durch den Verkauf des Handy-Geschäfts an Benq verunsichert wurden, auch wenn sie nicht unmittelbar betroffen sind. Die Angst hat ihren Grund, denn schon in den vergangenen Jahren wurden tausende Stellen gestrichen. „Die Leute sind ziemlich nervös“, sagte Michael Leppek von der IG Metall in München. Der Gewerkschaftsfunktionär geht davon aus, dass es vor allem im deutschen Firmenkundengeschäft Umstrukturierungen geben wird.

Unterstützung vom Markt kann sich Spartenchef Pauly nicht erhoffen. Siemens ist zwar einer der größten Lieferanten für Kommunikationsequipment weltweit. Das Angebot reicht von Mobilfunknetzen bis zu schnurlosen Telefonen. Doch die Konkurrenz neuer Anbieter aus Asien nimmt zu. Neben den bisherigen großen Wettbewerbern wie Lucent, Ericsson und Nokia breiten sich auch chinesische Hersteller wie Huawei und ZTE immer stärker aus. So hat Huawei im vergangenen Jahr bereits 5,6 Milliarden Dollar umgesetzt, davon 2,3 Milliarden im Ausland.

ZDNet.de Redaktion

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