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KPN soll Festnetzmonopol verlieren

Das niederländische Telefonunternehmen KPN soll sein Monopol auf Festnetzanschlüsse verlieren. Die Den Haager Regulierungsbehörde Opta erklärte am Freitag, sie wolle diesen Bereich stärker für Wettbewerber öffnen. Die KPN-Aktie verlor daraufhin zwischenzeitlich vier Prozent ihres Wertes und schloss bei 6,70 Euro – ein Minus von knapp drei Prozent gegenüber dem Vortag.

Dan Bieler, Research Director bei der ITK-Beratung Ovum in Deutschland, hält diese Reaktion für übertrieben. „Der Markt hat leicht überreagiert,“ sagte Bieler. Er rechnet damit, dass KPN durch die Opta-Entscheidung Umsatzverluste von etwa 30 Millionen Euro hinnehmen muss – im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen von KPN bei 11,7 Milliarden Euro. Andere Experten wie Thijs Berkelder vom Wertpapierspezialisten Petercam sind pessimistischer: Berkeleder hält 108 Millionen Euro Einnahmeverluste für wahrscheinlich.

Zu den Profiteuren des Urteils gehören alternative Anbieter wie Tele 2 AB und Scarlet Telecom BV. Sie fungieren als Preselect-Anbieter, die ihren Kunden bisher nur Minutenpreise verkaufen konnten. Die dazugehörige Telefonleitung mussten die Verbraucher bei KPN mieten. Der Opta-Beschluss sieht nun vor, dass Unternehmen wie Tele 2 Gesprächseinheiten samt Telefonleitung anbieten können und KPN bei den Endkunden außen vor bleibt. Der niederländische Staatsmonopolist würde seine Leitungen in dem Fall nicht mehr den Endkunden, sondern den konkurrierenden Anbietern vermieten. Da die über mehr Marktmacht als die Verbraucher verfügen, müsste KPN die Preise für die Netzbenutzung senken. Ovum-Analyst Bieler rechnet mit einem Nachlass von 10 Prozent.

KPN verwies darauf, dass ihre Leitungen auch in Zukunft genutzt würden. „Wir gehen davon aus, dass wir mit unseren Netz weiterhin Gewinn erwirtschaften werden,“ teilte ein Sprecher am Freitag mit. Opta will in den kommenden Monaten die Stellungnahmen der Wettbewerber zu dem Vorschlag einholen. Geplant ist, die Liberalisierung möglicherweise noch in diesem Jahr umzusetzen. Konkurrent Tele 2 zeigte sich bereits erfreut, wollte aber noch keine Angaben dazu machen, wie stark der Preis für die Endverbrauchern sinken könnte.

KPN hat mit der Entscheidung zwar eine Schlappe bei den Mietleitungen erlitten. In einem anderen Punkt entschied die Opta aber zu Gunsten von KPN: So soll der niederländische Telekom-Goliath ab sofort Flatrates und gebündelte Dienstleistungen anbieten dürfen. Bislang musste KPN stets die Regulierungsbehörde um Erlaubnis fragen, wenn sie einen Pauschaltarif offerieren wollte. „KPN wird dadurch viel dynamischer bei der Preisgestaltung,“ so Bieler. Dieser Vorteil könne einen Teil der erwarteten Umsatzeinbußen abfangen. Unter dem Strich aber blieben Verluste für KPN, wenn auch überschaubare, prophezeit der Ovum-Experte.

Das Festnetzgeschäft machte im vergangenen Jahr mit 6,2 Milliarden Euro 53 Prozent des gesamten Umsatzes von KPN aus. Das Unternehmen hat unter dem Vorstandsvorsitzenden Ad Scheepbouwer aber bereits versucht, sich stärker auf den Mobilfunk und auf das Geschäft mit Datendienstleistungen zu konzentrieren. Erst in der vergangenen Woche legte KPN ein Übernahmeangebot für den niederländischen Mobilfunk-Konkurrenten Telfort vor. KPN-Mobile, zu der auch der deutsche Mobilfunkanbieter E-Plus gehört, besitzt in den Niederlanden nun einen Marktanteil von 56 Prozent.

ZDNet.de Redaktion

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