Der Name ist fast fünf Milliarden Dollar wert. Im vergangenen Jahr schaffte das Internet-Auktionshaus Ebay zum ersten Mal den Sprung in die Rangliste der hundert wertvollsten Marken der Welt. Laut der Agentur Interbrand rangiert Ebay nun direkt hinter der Luxusfirma Gucci. Zehn Jahre nach seiner Gründung ist das kalifornische Unternehmen auf dem vorläufigen Höhepunkt angelangt. Ebay ist eine Geldmaschine und scheint fast von alleine zu laufen. Wachstumsraten um die 50 Prozent inklusive.
Doch es ist unklar, ob die Quelle auch künftig so sprudeln wird. Im Heimatmarkt USA wuchs der Umsatz in den ersten drei Monaten 2005 „nur noch“ um 20 Prozent; ein Prozent weniger in Deutschland, Ebays zweitwichtigstem Markt. Unternehmen, die die Plattform als zusätzlichen Vertriebskanal nutzen, und professionelle Händler – die umsatzstärksten Kunden – wenden sich zunehmend von der Plattform ab.
Ihre Margen sinken, weil es bei Ebay häufig mehr Angebote als Käufer gibt. Die Kundenbetreuung sei schlecht, klagen viele. Dennoch ist Anfang des Jahres ein Teil der Gebühren, die für das Einstellen der Ware verlangt wird, erhöht worden. Gleichzeitig wird für die Profi-Verkäufer der Betrieb eines eigenen Internet-Shops immer einfacher. Dafür gibt es mittlerweile günstige Standard-Software. Über kleine Textanzeigen neben den Ergebnissen von Suchmaschinen wie Yahoo oder Google können selbst unbekannte Internethändler viele Nutzer auf ihre Seite locken.
Wer sich als mittelgroßer Händler nicht nur auf die eigene Internetpräsenz verlassen will, kann immer noch bei Amazon um Aufnahme ins Partnerprogramm bitten. Der früher auf Bücher beschränkte Internethändler investiert kräftig, um seine Seite als zentralen Onlinemarktplatz zu etablieren. Fremde Shops mit interessanten Produkten sind da hoch willkommen. Doch der verwöhnte Koloss Ebay fängt an, sich zu bewegen. So kündigte jüngst Vorstandschefin Meg Whitman an, ihren besten Kunden beim Aufbau eigener Shops zu helfen. Voraussetzung ist, dass diese Power Seller sich im Gegenzug langfristig an Ebay binden. Und über Zukäufe versucht Ebay, in neue Geschäftsfelder zu expandieren. Anfang Juni erwarben die Kalifornier für 620 Millionen Dollar die Produktsuchmaschine Shopping.com.
Auch sucht Ebay ein Standbein in der lokalen Wohnungsvermietung und bei der Vermittlung von Babysittern. Wirklich neu ist nichts von alldem. Die Suchmaschine Google, der Portalbetreiber Yahoo und viele kleinere Internetfirmen sind schon mit eigenen Produktsuchmaschinen präsent. Und um das Geschäft mit lokalen Web-Kleinanzeigen kämpfen regionale Verlage ebenso wie starke nationale Portale, etwa die deutsche Scout-Gruppe. Es ist also ungewiss, ob die Rechnung von Ebay, sich durch Zukäufe zu diversifizieren, aufgeht. Die Unsicherheit spiegelt sich im Börsenkurs wider, der in den vergangenen sechs Monaten um gut 30 Prozent gefallen ist.
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