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Schlammschlacht in Infineon-Affäre

Die Schmiergeld-Affäre bei Infineon weitet sich zunehmend zur Schlammschlacht aus. Aufsichtsrats-Chef Max Dietrich Kley erklärte nun in einem Interview, er habe schon lange vor dem Rausschmiss des Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher im vergangenen Jahr nach einem Nachfolger gesucht. Einen Rücktritt von seinem Posten lehnte er dagegen ab. Ihm seien schon einige Monate nach seinem Amtsantritt als Aufsichtsratschef im Juli 2002 Zweifel an Schumacher gekommen. „Damals schon klagte er auch über Schlafstörungen und erklärte, dass er nur drei bis vier Stunden täglich schlafe“, sagte er der FAZ. Angesichts der hohen Arbeitsbelastung eines Vorstandsvorsitzenden habe er sich Sorgen gemacht.

Kley nahm erstmals ausführlich Stellung zur Trennung von Schumacher im vergangenen Jahr. Der Vorstandsvorsitzende, der Infineon an die Börse geführt hatte, hatte Kley einen Tag vor seinem Rausschmiss über die Schmiergeldvorwürfe gegen Zitzewitz informiert. Daher wird nun auch die Trennung von Schumacher wieder zum öffentlichen Thema. Das Verhältnis zwischen Schumacher und dem restlichen Vorstand sei zerrüttet gewesen, sagte Kley. Daher habe der Aufsichtsrat praktisch zwischen ihm und den anderen Vorständen entscheiden müssen. Allerdings hat Kley nach eigenen Angaben schon im Februar 2003 einen Headhunter mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt. „Doch der Markt für Führungskräfte in der Halbleiterindustrie ist klein.“

Kley hat die Gespräche mit potenziellen Nachfolgern Schumachers nach eigenen Angaben teilweise zusammen mit Schumacher geführt. „Herr Schumacher wollte den Vorstand verstärken, während ich einen Stellvertreter suchte, der später den Vorsitz hätte übernehmen können.“ Schumacher musste schließlich Ende März 2004 gehen, nach einer Übergangszeit übernahm der frühere Conti-Manager Wolfgang Ziebart den Vorsitz. Für einen eigenen Rücktritt im Zuge der Schmiergeld-Affäre sieht Kley derweil „überhaupt keinen Grund“. Die früh bekannt gewordenen Vorwürfe gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz seien intensiv geprüft worden. Es seien aber keine Beweise gefunden worden.

Die Rechtsabteilung von Infineon hatte sich seit dem Frühjahr 2004 mehrmals mit den Schmiergeldvorwürfen gegen Zitzewitz beschäftigt. Kley sei immer wieder vom Justiziar über den Stand der Ermittlungen informiert worden, heißt es in einer Chronologie, die das Unternehmen am Mittwoch vorlegte. „Aus keiner dieser Einschätzungen ergaben sich Anhaltspunkte, geschweige denn Belege für ein Fehlverhalten von Herrn Dr. von Zitzewitz.“

Zitzewitz soll 259.000 Euro Schmiergeld von der Schweizer Firma BF Consulting kassiert haben. Nach einer Durchsuchungsaktion in der vergangenen Woche sieht sich die Staatsanwaltschaft in ihrem Verdacht bestätigt. Im Umfeld des Unternehmens und von Aktionärsschützern wurde kritisiert, dass Kley nach Bekanntwerden der Vorwürfe zu wenig unternommen habe. So habe Infineon trotz einer Eidesstattlichen Versicherung nicht von sich aus die Behörden eingeschaltet. „Um eine Anzeige zu erstatten, muss ein hinreichender Tatverdacht bestehen. Den gab es aber nicht“, sagte Kley dazu der FAZ. Die Staatsanwaltschaft wurde nach eigenen Angaben auf Grund der Presseberichte im vergangenen November aktiv.

Das Unternehmen räumt ein, dass Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher Ende März 2004 einen Tag vor seinem Rausschmiss den Aufsichtsratschef über die Vorwürfe gegen Zitzewitz informiert hat. Dabei habe er auch eine Art Eidesstattliche Versicherung des BF-Consulting-Chefs Ralf-Udo Schneider präsentiert, in der dieser angab, so genannte „Kick Back“-Zahlungen an Zitzewitz geleistet zu haben. Auf diesem Weg sollen Zahlungen von Infineon an die Agentur teilweise an Zitzewitz zurückgeflossen sein.

Kley habe Zitzewitz sofort mit den Vorwürfen konfrontiert, heißt es in der Chronologie. Dieser habe aber erklärt, die Behauptungen über Zahlungen an ihn seien unwahr. Zudem habe Kley noch am selben Tag den Justiziar von Infineon um eine Prüfung der Vorwürfe gegeben. Zusätzlich sei auch noch ein externer Anwalt als Gutachter eingeschaltet worden. Infineon argumentiert nun, Schneider habe keine Beweise für seine Vorwürfe vorlegen können oder wollen. Auch hätten die interne wie die externe Überprüfung keine Belege ergeben. Am 22. April 2004 habe der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats die Ergebnisse der Untersuchungen diskutiert. Die Aufsichtsräte seien unter anderem wegen der fehlenden Beweise und Zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Schneider zu dem Schluss gekommen, dass „kein Anlass für eine Abberufung von Dr. v. Zitzewitz wegen Pflichtverletzung vorlag“.

Als im November im Umfeld einer Verhandlung in einem Rechtsstreit zwischen Infineon und BF Consulting die Vorwürfe erneut in die Presse kamen, bat Infineon Schneider laut Unternehmensangaben erneut um Beweise. In der Infineon-Rechtsabteilung wurde vermutet, dass mit den Gerüchten in der rechtlichen Auseinandersetzung mit der Agentur Druck auf Infineon ausgeübt werden sollte. Die Rechtsabteilung habe die Vorwürfe dennoch erneut geprüft. Da es keine neuen Hinweise gab, habe Kley die Gerüchte als „böse Verleumdung“ bezeichnet. Auch spätere Überprüfungen hätten keine Beweise ergeben.

BF-Consulting-Chef Schneider betonte indes in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“, Schumacher habe von den Zahlung an Zitzewitz nichts gewusst. „Das waren Dinge, die habe ich mit Zitzewitz alleine abgewickelt.“ Anfang der Woche hatte Kley betont, Schumacher sei für das Motorsportsponsoring verantwortlich und mit Schneider befreundet gewesen. Schumacher will sich gegen Behauptungen Kleys juristisch zur Wehr setzen.

ZDNet.de Redaktion

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