Anfang der 90er Jahre initiierte und leitete Gosling ein Projekt mit dem Codenamen „Green“, aus dem schließlich Java hervorging. Die grundlegende Idee war, dass ein Programm auf unterschiedlichsten Computern laufen können sollte, ohne dass man es jeweils extra anpassen müsste. So sollte zum Beispiel ein Spiel, das für ein bestimmtes, mit einer so genannten Java Virtual Machine ausgestattetes Handy geschrieben wurde, auch auf einem anderen Mobiltelefon laufen.
Die Technologie sah sich in den letzten zehn Jahren zahlreichen Herausforderungen gegenüber. War Microsoft anfangs noch mit im Boot, erkannte man dort schnell, dass die Universalität von Java-Programmen Windows nicht besonders gut bekommen würde, also schuf man eine Windows-spezifische Version von Java. Diese funktionierte zwar etwas anders als Java, löste aber einen sieben Jahre währenden Rechtsstreit aus. Unterschiedliche Versionen von Java mussten für Bereiche wie elektronische Unterhaltungsgeräte, PCs und Server entwickelt werden. Sun suchte nach einer guten Lösung, um die Kontrolle über Java mit anderen Unternehmen zu teilen. Inzwischen fordern viele – darunter auch IBM – von Sun, den Kernbestand von Java als Open-Source-Software freizugeben.
Trotz allem ist Java inzwischen zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der Computerwelt geworden. Sun-CEO Scott McNealy neigt zwar gerne zu übertriebenen Aussagen, lag aber gar nicht so weit daneben, als er auf der Fachmesse Java One von Sun zugab: „Es wäre fast peinlich, wenn man sich jetzt noch einmal die vor sieben, acht oder neun Jahren bei der Java One gehaltenen Reden anhören würde. Wir haben die Entwicklung total unterschätzt. Wir hatten keine Ahnung, was aus dieser Technologie einmal werden würde.“
Gosling ist auf der diesjährigen Java One allgegenwärtig, inzwischen mit einer weißen Haarmähne und dem unveränderlichen Outfit aus Jeans, T-Shirt und Birkenstock-Sandalen. „Er sieht aus wie ein alternder Hippie“, sagte seine Tochter am Dienstag in einem Video zu seinen Ehren – was den 50-jährigen Java-Veteranen auf der Bühne erröten ließ.
Stephen Shankland von CNET Networks hatte die Gelegenheit, Goslings Gedanken über Java zu erfahren.
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