Heute vor genau fünf Jahren fiel der Hammer. Für fast 100 Milliarden Deutsche Mark erhielten sechs Bietergruppen je eine UMTS-Lizenz mit zwei Frequenzblöcken. Damit war auch in Deutschland der Weg frei für die dritte Mobilfunkgeneration. Doch was zunächst mit Live-Übertragungen von Fußballspielen und Video-Postkarten nach einem immensen Geschäftsfeld aussah, entwickelte sich für die Unternehmen rasch zu einer Schuldenfalle. Bis kurz vor Schluss lieferten sich die großen Mobilfunkkonzerne bei der ersten Auktion eine regelrechte Bieterschlacht. Am Ende lenkten T-Mobile und Mannesmann (Vodafone) ein und gaben sich nur mit jeweils einer Lizenz zufrieden. Neben den beiden Branchenführern konnten damit auch E-Plus (KPN), Viag Interkom (heute O2), Mobilcom (France Telekom) und das spanisch-finnische Konsortium 3G mit dem Aufbau eines eigenen UMTS-Netzes beginnen.
Dass der Wechsel zu der neuen Mobilkonzerne ein teures Unterfangen wird, war schon recht bald klar. Denn in Deutschland lag das Auktionsergebnis nicht nur absolut höher als in Großbritannien, sondern auch umgerechnet auf die Einwohnerzahl. In Großbritannien hatten fünf Lizenzen kurz zuvor rund 75 Milliarden Euro und damit rund 600 Euro pro Einwohner gekostet. Dieser Preis je Einwohner hätte in Deutschland einer Gesamtsumme von 96 Milliarden Euro entsprochen.
Dennoch war von den Skeptikern zunächst nichts zu hören. Sogar die Börse jubelte über die neuen Möglichkeiten. Die Aktienkurse aller beteiligten Unternehmen zogen an, nachdem das Ende der Versteigerung bekannt wurde. Das Lächeln der Sieger war jedoch schnell vergangen. Schon direkt nachdem die Gewinner der Auktion vom Präsidenten der Bonner Regierungsbehörde für Telekommunikation und Post die Urkunden bekamen, sagte der damalige D2-Chef Jürgen von Kuczkowski seinem Kontrahenten von Viag-Interkom: „Das war wohl der letzte Sekt, den wir zusammen getrunken haben.“ Denn sechs unabhängige UMTS-Anbieter waren auch nach Ansicht der meisten Unternehmensberatungen mindestens zwei zu viel.
Und da mehr Konzerne einen Zuschlag erhielten als lange angenommen, waren rasche Aktionen gefragt. Vor allem müssten die Investitionen in Netz und Technik viel schneller fließen, als es die Netzbetreiber in ihren Geschäftsplänen ursprünglich kalkuliert hatten, sagten Experten. Nur wer Anfang 2003 startklar sei, könne im Wettbewerb bestehen. Denn in diesem Jahr sollte der mobile Internet-Umsatz explodieren, sagte Nokia-Chef Jorma Ollila.
Aber Investitionen waren für einige der Bieter ohnehin kaum noch zu stemmen. Wenige Monate nach dem Auktionsende errechneten die Investmentbanker von Morgan Stanley, dass bei einigen Betreibern, die sich für den Kauf der Lizenzen mit bis zu 150 Milliarden Euro verschuldeten, jeden Monat alleine 100 Millionen US-Dollar Zinszahlungen aufliefen – ohne das mit UMTS überhaupt Geld verdient wurde. Schnell wurde der bis dato erfolgsverwöhnten Mobilfunkbranche klar: Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Milliardenkredite platzen.
Hinzu kamen noch Probleme der Handyhersteller. Während Nokia noch kurz vor der Auktion verkündete, dass 2003 das Massengeschäft mit UMTS-Geräte beginnen werde, wurden die Ankündigungen immer vorsichtiger. So verzögerte sich bereits der Start der Vorgängergeneration (GPRS) um über ein Jahr, von UMTS-Handys war vorerst nichts mehr zu hören.
Mobilcom zog als erster Konzern Konsequenzen. Ende 2003, als von dem vorher versprochenen Massenmarkt noch immer nichts zu sehen war, gab Mobilcom seine Lizenz zurück. Zuvor hatte das Unternehmen bereits aufgehört, in den Ausbau eines eigenen Netzes zu investieren. Die bei der Auktion gezahlte Summe bekam der Konzern nicht zurück. Zudem galt die Lizenz als inzwischen als wertlos, da die Branche den Marktchancen der neuen Mobilfunktechnik inzwischen äußerst skeptisch entgegen stand.
Noch härter traf es die zu dem spanisch-finnischen Konsortiums Group 3G gehörende Marke Quam. Dieser wurde die Lizenz entzogen, da das Unternehmen nicht wie vorgeschrieben, den Netzausbau vorantrieb. Der Mehrheitseigner Telefónica Moviles hat vor wenigen Tagen vor dem Verwaltungsgericht in Köln Klage gegen den Entzug eingereicht
Mit dem teilweise erzwungenen Rückzug dieser beider Anbieter stehen die Chancen für die anderen Provider mittlerweile besser. Dennoch: „Die UMTS-Schulden schlummern noch immer in den Bilanzen der Unternehmen“, sagt Frank Rothauge, Analyst bei Sal. Oppenheim. Viele Konzerne konnten diese dank der guten Geschäften mit den herkömmlichen Technologien aber zumindest etwas verringern.
Und auch die UMTS-Technik könnte sich bald doch noch durchsetzen. „Von einem Massenmarkt sind wir aber noch weit entfernt“, sagt Nico Kaartinen, Geschäftsführer der auf Mobilfunk spezialisierten Unternehmensberatung Kaasa Solution. Neue Mobilfunkdienste vor allem für Geschäftsreisende, die immer größere Datenpakte von unterwegs verschicken und empfangen, brauchen aber höhere Übertragungsraten.
Und zumindest technisch werden die Kunden darauf vorbereitet sein. Immerhin haben die großen Hersteller mit einiger Verzögerungen inzwischen zahlreiche UMTS-Handys auf den Markt gebracht. „Viele Kunden werden bei ihren nächsten Vertragsverlängerungen auf diese Geräte zurückgreifen“, sagt Rothauge. Ob Sie dann mit ihren neuen Handys weiterhin nur telefonieren oder auch auf die neuen Netzdienste auf UMTS-Basis nutzen, wird sich aber erst noch zeigen. Jetzt müssen die Mobilfunkanbieter zeigen, wie sie die Kunden dafür gewinnen wollen. Zeit genug, um sich für diesen Moment vorzubereiten, hatten sie allemal.
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